Irgendwie gehen einem die Nachrichten gerade richtig auf die Nerven. Wieder keine meiner Lieblingsmannschaften im NFL-Superbowl. Dafür haben uns die ollen Glaubenskriege erreicht. „Yippie-ya-yay, Schweinebacken!“Die Welt beginnt ohne Grund wieder zu taumeln, wohl dem der noch eine Leitkultur sein eigen nennt und 200 Jahre Erfahrung mit diversen Kreuzzügen. Manchmal muss man eben seine Werte mal wieder überprüfen. Also Stromzählerkasten auf, Brille auf, Zählerstand abgelesen. Ein bisher lauer Winter lässt hoffen, doch noch ein paar Euro zu sparen. Zum Ausgeben natürlich, wer wollte schon sein Geld zu einer Bank tragen? Doch was will man eigentlich kaufen? Was braucht man in einer Gesellschaft, die eigentlich alles im Überfluss besitzt? Franken haben wir wohl alle zu viele in der Schatulle, selbst Werte haben wir im Überfluss.
Nach dem blutigen Anschlag der Dschihadisten in Frankreich wurde sie wieder einmal beschworen, Demokratie für alle, auch für Mohammedaner, so die Bundeskanzlerin in ersten Reaktionen, und die müsse nun verteidigt werden. Ihre christliche Schwesterpartei hat das natürlich längst wieder relativiert. Recht so, rechts von denen scheinen sich nämlich neue Rechte in der Mitte der Gesellschaft ansiedeln zu wollen und das finden wir gut, Demonstrationsfreiheit für alle, wenn es keine Kurden sind. Waffen ja, aber Demos nein. Doch was verteidigen wir eigentlich? Das Recht, eine ganze Glaubensgemeinschaft zu verunglimpfen und das Satire nennen zu dürfen? Und so rund 1,5 Milliarden Muslime für ein paar Satanisten lächerlich machen? Oder geht es doch um die heilige Verteidigung der Pressefreiheit? Für Dschungelcamp und Frauen suchende Bauern? Oder für die Macht der maßlosen Zeitungs- und Fernsehkonzerne? Oder dafür, dass irgendwelche anderen Schweinebacken plötzlich zu europäischen Patrioten mutieren dürfen? Der absolut absurdeste und verharmlosende Begriff der momentan durch die Gazetten geistert ist der Begriff „islamkritisch“. Kritisieren kann man nur was das man auch kennt, aber wer von den Pegida, Duigida, Dregida, Bogida weiß eigentlich etwas darüber, oder selbst von den heiligen Gräueltaten während des päpstlich angeregten Feldzuges gegen das Morgenland?
Aber verteidigen wir in Wirklichkeit nicht nur noch unsere Dekadenz? Wenn ein Prozent der Weltbevölkerung mehr Kohle besitzt als der ganze Rest zusammen, erst dann werden die wahren Feindbilder sichtbar. Oder glaubt irgendjemand diese Monstrosität ist mit rechtstaatlichen Mitteln zustande gekommen, in Demokratie und mit Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit? Diesen modernen Kandidaten für eine neue Guillotine (jawohl Abendland, nix Kopf abschneiden) kommen diese Glaubenskriege doch gerade recht, egal ob sie mit Drogen, Waffen, Währungen oder Asylantenheimen dealen. Denn sie sind schlau und geschickt, sie pfeifen auf Menschenrechte oder Rechtssysteme, sie putzen sich auch mit demokratischen Regierungen ihre Hintern ab. Das sind die wahren Strippenzieher hinter allem Ungemach in der Welt.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Deckeln gegen die Mietbelastung
Online-Diskussion „Sind die Mieten noch zu bremsen?“ – Spezial 01/25
Was erreicht worden ist
Warum Nostalgie auch in die Zukunft weist – Spezial 01/25
Ehrung für ein Ruhrgebiets-Quartett
Verleihung des Brost-Ruhr-Preises 2024 in Bochum – Spezial 11/24
Klimaschutz = Menschenschutz
„Menschenrechte in der Klimakrise“ in Bochum – Spezial 11/24
Digitalisierung 2.0
Vortrag über KI in der VHS Essen – Spezial 10/24
Minimal bis crossmedial
Rekorde und Trends auf der Spiel Essen – Spezial 10/24
KI, eine monströse Muse
12. Kulturkonferenz Ruhr in Essen – Spezial 09/24
Wurzeln des Rechtsextremismus
Online-Vortrag „Ist die extreme Rechte noch zu stoppen?“ – Spezial 09/24
Wem gehört die Ökosphäre?
Seminar „Die Rechte der Natur“ in der VHS Dortmund – Spezial 05/24
Stimmen der Betroffenen
Vortrag über Israel und Nahost in Bochum – Spezial 04/24
Außerhalb der Volksgemeinschaft
Vortrag über die Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Zeit in Dortmund – Spezial 04/24
„Ruhrgebietsstory, die nicht von Zechen handelt“
Lisa Roy über ihren Debütroman und das soziale Gefälle in der Region – Über Tage 04/24
Unterschiedliche Erzählungen
Vortrag zur Geschichte des Nahostkonflikts in Bochum – Spezial 03/24
„Was im Ruhrgebiet passiert, steht im globalen Zusammenhang“
Die Dokumentarfilmer Ulrike Franke und Michael Loeken über den Strukturwandel – Über Tage 03/24
Geschichte der Ausbeutung
„Wie Europa Afrika unterentwickelte“ im Bochumer Bahnhof Langendreer – Spezial 02/24
„Einer muss ja in Oberhausen das Licht ausmachen“
Fußballfunktionär Hajo Sommers über Missstände im Ruhrgebiet – Über Tage 02/24
„Mir sind die Schattenseiten deutlicher aufgefallen“
Nora Bossongüber ihre Tätigkeit als Metropolenschreiberin Ruhr – Über Tage 01/24
„Hip-Hop hat im Ruhrgebiet eine höhere Erreichbarkeit als Theater“
Zekai Fenerci von Pottporus über Urbane Kultur in der Region – Über Tage 12/23
Suche nach Klimastrategien
Gespräch im Essener LeseRaum Akazienallee – Spezial 11/23
„Das Ruhrgebiet erscheint mir wie ein Brennglas der deutschen Verhältnisse“
Regisseur Benjamin Reding über das Ruhrgebiet als Drehort – Über Tage 11/23
„Kaum jemand kann vom Schreiben leben“
Iuditha Balint vom Fritz-Hüser-Institut über die Literatur der Arbeitswelt – Über Tage 10/23
Irrweg deutscher Migrationspolitik
„Blackbox Abschiebung“ in Düsseldorf – Spezial 09/23
„Es hat mich umgehauen, so etwas Exotisches im Ruhrgebiet zu sehen“
Fotograf Henning Christoph über Erfahrungen, die seine Arbeit geprägt haben – Über Tage 09/23
Diskursive Fronten überwinden
„Produktives Streiten“ in Mülheim – Spezial 08/23
Erinnern heißt Widerstand
Sommerfest des Fritz Bauer Forums in Bochum – spezial 08/23