Die Irrungen und Wirrungen, die sich mit der Absage der eigentlich vorgesehenen Prinzessin Halts Maul ergaben, hielten bis kurz vor Konzertbeginn an. Zu dem ein oder anderen Gast war der Ausfall der Pogo-Prinzen aus Hüttigweiler scheinbar noch nicht durchgedrungen, wie manch fragendes Gesicht erahnen ließ. Ersatz fand sich in Form der weniger bekannten Saigoons aus Düsseldorf, die ganz entspannt gegen 21.45 Uhr, gut eineinhalb Stunden nach Einlass, die Bühne betraten. Im Vorfeld war also noch genug Zeit geblieben um sich ausreichend mit Kaltgetränken und Kickerpartien im gemütlichen AZ zu versorgen. Die spontan eingesprungen Saigoons legten sich von Beginn an gut ins Zeug, um den Ausfall von Prinzessin Halts Maul vergessen zu machen. Ihr britisch geprägter Punk’n’Roll beschränkte sich zwar auf wenige Akkorde, war aber stets auf den Punkt und wurde in schweißtreibender Manier dargeboten. Auch wenn es sicher originellere Bands auf diesem Planeten gibt, konnte man mit den drei Herren an diesem Abend durchaus Spaß haben, denn ihre immense Spielfreude wirkte ansteckend und lies das Set zu einer kurzweiligen Angelegenheit werden. Auch wenn das gut 50 Menschen starke Publikum stets wohlwollend applaudierte, reichte die Euphorie am Ende dann aber doch nicht ganz aus, um dem Wunsch der Saigoons zu folgen und beim abschließenden Ramones-Cover die Bühne zu stürmen.
Loses Mundwerk trifft Indie-Disco: Front aus Wiesbaden. Foto: Benjamin Knoll
Nachdem die schnieke gekleideten Saigoons die Bühne verließen, betraten die fünf bebrillten Front-Punks das Parkett. Wie immer mit dabei: Die wundervolle Gasmaske auf dem Kopf des Bassisten inklusive angeklebtem Mikro. Nachdem der Sound bei den Saigoons recht rund war, hatten Front mit etwas zu leisem Gesang und zu lauten Gitarren zu kämpfen. Als sich das Ohr des Zuhörers aber erstmal an diesen Umstand gewöhnt hatte, machten die Songs der Love A-Straßenköterversion extrem viel Freude. Das Set der alteingesessenen Wiesbadener setzte sich aus Songs aller Schaffensphasen zusammen, hatte den Fokus allerdings auf die neue, schlicht "Front" betitelte Platte gelegt. Trotz des Geständnisses der Band, an diesem Abend Konzert-Premiere im Pott zu feiern, fanden sich auch ein paar textsichere Menschen im Publikum, die Lebens-Abgesänge wie „Onanie und Alltag“ oder „Zombies“ gekonnt mitschmetterten. Getanzt wurde trotz der abgehackten Indie-Rhythmen dagegen nur selten und das obwohl die Band mit ihren roboterartigen Bewegungen stets Vorbilder lieferte. Nach gut 70 Minuten wurden Front dann von hellem Licht und Dosenmusik abgelöst und schritten wie das Publikum zufrieden in Richtung Theke.
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