In großen Lettern leuchten die Buchstaben „D-I-C-K“ über der Bühne. Der Name ist an diesem Sonntagabend Pseudonym für Rock´n´Roll vom Feinsten: Frontmann Dick Brave, stilecht mit pomadisierter Tolle und langen Koteletten, hat sein Publikum bereits mit den ersten Akkorden gewonnen. „Bochum, wie geht es denn?“, fragt er, um dann gleich mit honorigen, englischen Akzent nachzulegen: „So you guys like Rock´n´Roll?“ Und wie sie es mögen!
Die Stimmung ist fantastisch, das Publikum nahezu euphorisch: Die Menschen hüpfen, singen und pfeifen, klatschen frenetisch nach jedem Song, Pärchen tanzen Jive oder Swing. Selbst auf der bestuhlten Tribüne wippen die sitzenden Zuschauer mit Köpfen und Füßen. Zusätzlich kann das Publikum ihren kanadischen Liebling auf zwei Leinwänden im nicht komplett ausverkauften Sparkassen-Zelt bewundern, das bis zu 2500 Menschen fasst.
Der Deutsch-Englisch-Sprech ist übrigens neben Krempeljeans, Boots und kariertem Hemd ein charakteristisches Merkmal Dick Braves. „Ich habe mir vorgenommen, am Ende von dem Jahr, werde ich besser sprechen als Rea Garvey“, sinniert er und verpasst seinem Kollegen einen freundschaftlichen Seitenhieb.
Canadian Boy mit gebrochenem Deutsch
Interessant auch seine Biografie: Mit der Canadian Army kam er nach Deutschland und lernte Soest im Münsterland kennen, berichtet er. Besonders beeindruckten ihn die scheinbar seltsamen Gebräuche der Kreisstadt, er erzählt gespielt fassungslos: „Die schießen auf ´nen Holzvogel, irgendwann fällt der dann runter. Und der Idiot, der den Vogel dann runter geholt hat, muss die Party bezahlen."
Aber auch diese Geschichte enthält das berühmte Körnchen Wahrheit: Der Canadian Boy mit dem gebrochenen Deutsch kommt in Soest zur Welt und hat bereits eine Karriere als Schmusesänger Sascha hinter sich. Als „Dick Brave and the Backbeats“ veröffentlicht Sascha Schmitz, wie Dick Brave bürgerlich heißt, 2003 das Rockabilly-Album „Dick This“. Das Album schafft es bis auf Platz 1 der deutschen Charts. Mit Rock´n´Roll-Therapy legt er 2011 sein zweites Album nach.
Mit einem Parforceritt durch seine zwei Alben und Songs wie "Just Can't Get Enough", "Black Or White" oder "Take Good Care of my Baby" oder "Last Day (Do or Die)" büßt der Sänger auch nach mehr als eineinhalb Stunden nichts von seiner Faszination ein. Zwei Zugaben packen Dick Brave and the Backbeats drauf. Am Zelthimmel funkeln die Sterne, während er die Ballade „Always on My Mind“, im Original von Elvis Presley, intoniert. Scheinbar mühelos bewältigt der Künstler auch höhere Stimmlagen und beweist, welch brillanter Sänger er ist.
Kurz nach 22 Uhr gehen die Lichter aus. Man nimmt ihm ihn ab, den Dick Brave. „Dick“ ist ein charismatischer Musiker, ein guter Entertainer, ein stimmiges Gesamtkunstwerk. Zudem beschert er dem Publikum einen wunderbaren Abend auf dem Zeltfestival Ruhr.
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