Statt Beschriftungen ein Raumplan. Welches Bild in der präzise gehängten Ausstellung von welchem der Künstler stammt, ist also nicht auf Anhieb zu erkennen. Eine zweite – vermeintliche – Komplikation: Thema ist Malerei, aber ausgestellt sind auch Skulpturen, Wandarbeiten, eine Bodenarbeit, Videofilme. Indes geht es in erster Linie darum, eine durchgehende Haltung innerhalb der jüngsten Künstlergeneration gegenüber der Malerei zu destillieren. Vorgestellt werden vier Absolventen der Düsseldorfer Kunstakademie, die zwischen 1985 und 1989 geboren wurden.
War Malerei bis vor kurzem eine der „Königsdisziplinen“, so wird heute ihre Notwendigkeit angezweifelt. Alles, was zu malen sei, sei gemalt, das gesamte Spektrum vom Hyperrealismus bis zur einheitlichen Farbfläche längst erkundet, lautet eine der Thesen. Eine andere: Die Aufgaben der Malerei erfüllten längst die neuen Medien, die am Computer zudem malerische Effekte simulieren.
Vivian Greven, Felix Reinecker, Katja Seib und Astrid Styma liefern Plädoyers für das Unersetzliche der Malerei, schon als Medium, das seinerseits auf Foto, Film und digitale Techniken reagiert und gegen die heutige Informationsflut die Entschleunigung setzt. Es geht um das Einzelbild mit allen seinen Sensationen, Anspielungen und plötzlichen Überraschungen, etwa in der Präsenz der Oberfläche. Aber schon der Malvorgang ist bemerkenswert. Alle Geschwindigkeit unseres Lebens wird hier entschleunigt. Selbst die Bilder von Katja Seib, die wie hingeworfen wirken, in vielen Schichten aufgebaut. Vivian Greven zeigt den nackten weiblichen Körper ganz unspektakulär: Die Haut, die im digitalen Zeitalter verloren geht, wird hier in ihrer Sinnlichkeit als plastisches Ereignis demonstriert. Zugleich befragen alle vier Künstler die eigene Existenz, sie sind ihr eigenes Modell, beschreiben Episoden aus ihrem Leben oder erfinden sich diese. Und sie verweisen auf die Geschichte der Kunst, mit der sie im Übrigen sehr aufmerksam umgehen … Zu sehen ist eine erfreulich gelassene Ausstellung zur Frage, was Malerei heute noch soll – und was sie kann.
„Malerei, jetzt.“ | bis 27.9. | KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf | 0211 52 09 95 97
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