Längst ist wieder was los in den Theatern an Rhein und Ruhr. Die ersten Premieren-Wochenenden liegen hinter uns, die Suche nach den kleinen Ungewöhnlichkeiten nimmt Fahrt auf – elektrisch natürlich. Die Zeit scheint eben überall reif für Veränderungen, auch im Theater, das endlich den Paradigmenwechsel zu mehr Gendergerechtigkeit vollziehen muss. Mal ganz abgesehen davon, dass die Mehrzahl der Stücke des klassischen Kanons, der die Spielpläne beherrscht, ziemlich frauenfeindlich zu sein scheint. Das Thema geistert seit geraumer Zeit durch die Kulturlandschaft, ein Frauentreffen in Bonn im letzten Jahr schaffte zumindest Öffentlichkeit und ein Stück im Frühjahr (House of Horror) transportierte die Fakten.
Am Moerser Schlosstheater hat sich nun Susanne Zaun dem Thema angenommen und inszeniert in „Die Mutter aller Fragen oder die 25 Rollen, die eine Frau niemals spielen sollte“ ihren eigenen Text zu patriarchalen Strukturen in einem Haufen Stücken. Auch bei ihr geht es um Mord und Totschlag, um Liebe und Hass und eine ziemlich antiquierte Sicht auf das Geschlechterleben. Wedekinds Lulu, Goethes Gretchen, auch Woyzecks Marie, sie alle opfern sich für was auch immer und sterben wieder und wieder die gleichen bedeutungsschwangeren Bühnentode. Ein Frauenstück will der Abend aber nicht zeigen.
Ungewöhnlich geht es auch in den Bochumer Kammerspielen zu. Dort tritt im Oktober der Held Herakles gegen die neunköpfige Hydra an. Heiner Müller inspirierte diese Sagengestalt mit den auferlegten zwölf titanenhaften Aufgaben zu seiner Erzählung „Herakles 2 oder Die Hydra“. Dort beschreibt er den Gang des Herakles durch den Wald auf der Suche nach dem mehrköpfigen Monster und sieht dessen Tötung als erbrachte Auftrags-Arbeitsleistung und zusätzlichem Weg zur eigenen Selbstfindung. Regisseur Tom Schneider und die MusikerInnen und SchauspielerInnen Moritz Bossmann, Michael Graessner, Sandra Hüller und Sandro Tajouri interessieren sich in ihrer Inszenierung neben der Frage, was Arbeit eigentlich ist und welche Wege dafür beschritten werden müssen, auch dafür, warum am Ende Arbeit zwar das Überleben sichert, aber dabei auch den Lebensraum der Gattung Mensch zerstört.
„Die Mutter aller Fragen“ | Mi 30.10. 19.30 Uhr | Schlosstheater Moers | 02841 883 41 10
„Die Hydra“ | 11.(P), 15., 16., 19., 23.10. 19.30 Uhr | Kammerspiele Bochum | 0234 33 33 55 55
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