Es ist so alt wie Adam und Eva und findet sich in jeder Kultur und Religion: das Paradies. Meist fernab gelegen von dem Ort, an dem wir uns selbst befinden, ist es Fluchtpunkt des inneren Strebens und unerreichbar zugleich – was die Sehnsucht größer und das menschliche Dasein menschlicher werden lässt. Dabei zählt Abwesenheit zu den wesentlichen Merkmalen eines jeden Paradieses; neben der eigenen Abwesenheit machen das Fehlen von Feinden und gefährlichen Tieren – Schlangen im Christentum ausgenommen –, von schlechtem Wetter sowie der Mangel an ernsthaften Problemen das Paradies erst zu jenem sagenumwobenen Ort, an dem wir alle lieber wären. Palmen, weite, weiße Strände, dramatische Sonnenuntergänge und Piña Coladas, serviert in Kokosnüssen, sind hingegen optional und eindeutig post-biblischer, wenn nicht gar kolonialer Natur. Doch auch wenn bis dato kein gesellschaftlicher Konsens über die physischen Features des Paradieses getroffen wurde, erfüllt die Inselgruppe Samoa im Südpazifik die Vorstellungen vieler.
Umso überraschender scheint die Feststellung, dass auch dieser polynesische Garten Eden nicht frei von Sorge ist. Denn Samoa – oder viel eher seine Bewohner – haben ein Problem, und ausnahmsweise handelt es sich hierbei nicht um den Klimawandel, auch wenn der Ärger im Paradies menschengemacht ist: Die Mehrheit der Bevölkerung leidet unter extremer Fettleibigkeit – und zwar so stark, dass die Anzahl der Todesopfer gravierende Ausmaße annimmt. Doch der Kampf gegen die Mangelernährung ist nicht allein mit Disziplin und gutem Willen zu meistern und schon lange kein individuelles Schicksal mehr. Für das renommierte Schweizer Magazin „Reportagen“ reiste die Reporterin Anne Backhaus auf die Inselgruppe, um mit Wissenschaftlern und Betroffenen zu sprechen. Am 25.2. berichtet sie im Schauspielhaus Bochum über ihre Erfahrungen und Beobachtungen auf Samoa. Ihre Lesung ist die bereits dritte von vier Veranstaltungen aus der Reihe „Reportagen Live“, bei der Journalisten ihre im Schweizer Magazin erschienenen Geschichten im Schauspielhaus vortragen und diskutieren.
Reportagen Live mit Anne Backhaus: McSamoa | So 25.2. 11 Uhr | Schauspielhaus Bochum, Foyer | www.schauspielhausbochum.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Grab 'em by the power
Carolin Emcke mit „Ja heißt ja und...“ am 20.6. im Schauspielhaus Bochum – Literatur 06/19
Der Osten beginnt in Wattenscheid
Lesung mit Lucas Vogelsang und Joachim Król am 20.5. im Schauspielhaus Bochum – Literatur 06/19
Bindung nach der Flucht
Lesung „Hotel Dellbrück“ von Michael Göring am 12.2. im Medienforum des Bistums Essen – Literatur 02/19
Literarischer Trip
T.C. Boyle stellt seinen Roman über LSD-Papst Timothy Leary in Essen vor – Literatur 02/19
Unerhörte Parteifinanzierung
Éric Vuillard las am 8.9. im Essener Grillo-Theater aus „Die Tagesordnung“ – Literatur 09/18
Anekdoten nach Autoritätsverlust
Jan Weiler las am 26.4. in der Zeche Carl aus „Und ewig schläft das Pubertier“ – Literatur 05/18
Follow dem Popliteraten
Benjamin von Stuckrad-Barre las am 11.4. in der Zeche Bochum aus seinem neuen Remix-Band – Literatur 04/18
Maulwürfe des Lebens
„Geschlossene Gesellschaft“ am Schauspielhaus Bochum – Theater Ruhr 03/18
Tagebuch al dente
Andreas Rossmann stellt in der Buchhandlung Mirhoff & Fischer sizilianische Skizzen vor – Literatur 01/18
Poesie der Armen
Albert Camus „Der erste Mensch“ mit Joachim Król im Theater Dortmund – Literatur 01/18
Schöne Bescherung vom Hindukusch
Transnationales Theaterprojekt „Malalai – Die afghanische Jungfrau von Orléans“ in Bochum – Auftritt 01/18
Neoliberale Rückenschmerzen
„The Humans“ am Schauspielhaus Bochum – Theater Ruhr 01/18
Ein zeitloser Albtraum
Franz Kafkas „Der Prozess“ im Bochumer Prinz Regent Theater – Prolog 12/24
„Vergangenheit in die Zukunft übertragen“
Regisseur Benjamin Abel Meirhaeghe über „Give up die alten Geister“ in Bochum – Premiere 12/24
Die Grenzen der Bewegung
„Danses Vagabondes“ von Louise Lecavalier in Düsseldorf – Tanz an der Ruhr 12/24
Stimme gegen das Patriarchat
„Tabak“ am Essener Grillo-Theater – Prolog 11/24
Freigelegte Urinstinkte
„Exposure“ auf PACT Zollverein in Essen – Prolog 11/24
Krieg und Identität
„Kim“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 11/24
„Ich glaube, Menschen sind alle Schwindelnde“
Regisseurin Shari Asha Crosson über „Schwindel“ am Theater Dortmund – Premiere 11/24
Liebe ist immer für alle da
„Same Love“ am Theater Gütersloh – Prolog 11/24
Bollwerk für die Fantasie
Weihnachtstheater zwischen Rhein und Wupper – Prolog 10/24
Mentale Grenzen überwinden
„Questions“ am Münsteraner Theater im Pumpenhaus – Prolog 10/24
Der Held im Schwarm
„Swimmy“ am Theater Oberhausen – Prolog 10/24
Torero und Testosteron
„Carmen“ am Aalto-Theater in Essen – Tanz an der Ruhr 10/24
„Hamlet ist eigentlich ein Hoffnungsschimmer“
Regisseurin Selen Kara über „Hamlet/Ophelia“ am Essener Grillo Theater – Premiere 10/24