Es ist das Idealbild eines linken Intellektuellen: Einmischen, Flagge zeigen – streitlustig und selbstbewusst. Oder wie der österreichische Publizist Robert Misik diese Devise annimmt: „Ich gebe zu allem meinen Senf und glaube, dass ich es besser weiß und ich glaube es nicht nur. Es ist auch so.“ Mit Büchern wie „Anleitung zur Weltverbesserung“, „Genial dagegen“ oder „Was Linke denken“ hat es Misik geschafft, politische Ökonomie und linke Gesellschaftskritik auf populäre Weise zugänglich zu machen. Nebenbei deutet er wirtschaftliche Prozesse und gesellschaftliche Widersprüche in seiner wöchentlichen Videokolumne des Wiener Standard. Sein neuestes Buch, das er im Rahmen des Literaturbüro Ruhr-Projektes „Ausgebootet. Macht und Subversion in der Literatur“ im Mülheimer Ringlokschuppen präsentierte, steht dem in nichts nach: „Kaputtalismus: Wird der Kapitalismus sterben, und wenn ja, würde uns das glücklich machen?“, so der Gesamttitel.
Offensichtliche Krisensymptome
Darin geht es um nicht weniger als um den Untergang des kapitalistischen Systems. „Alles ist möglich, nur dass der Kapitalismus irgendwann untergeht, das können wir uns nicht vorstellen“, sagt der Journalist über die gegenwärtige Menatliät. Misik ist so etwas wie der Slavoj Žižek der politischen Ökonomie: Verständlich fasst er die aktuellen wirtschaftlichen Debatten zusammen. Dass der Kapitalismus stirbt, stehe außer Frage – die Frage sei, wie dies geschieht: Gibt es einen langfristigen Niedergang, einen großen Crash oder gar einen Transformationsprozess? Die Krisensymptome sind jedenfalls offensichtlich: Die Wachstumsraten nehmen ab – „und ein Kapitalismus ohne Wachstum ist meiner Meinung nach nicht möglich“. Die Verschuldung explodiert in allen Ecken der Erde und die Schere zwischen Armen und Reichen geht immer weiter auseinander.
„Freundlicher Populismus“
Die Abnahme des Wachstums sei zudem mit einem ausbleibenden, technologischen Fortschritt verbunden. Denn, so der Publizist, „technologische Revolution hieß immer, dass schlechte Jobs durch bessere ersetzt werden.“ Aktuell gehe die Wegrationalisierung in Fabriken jedoch mit prekären Beschäftigungen im Dienstleistungssektor einher. Der Kapitalismus hat also seine beste Zeit hinter sich – und wir befinden uns mitten im gesellschaftlichen Wandel, einem „sukzessiven Transformationsprozess“.
Misik spricht auch von einem „revolutionären Reformismus“. Was es dazu braucht – auch um Rassismus und Rechtspopulismus zu kontern – ist ein, wie er es nennt, „freundlicher Populismus“, der wirtschaftliche und politische Alternativen aufzeigt. Gibt es also eine Utopie, eine bessere Gesellschaft, die aus dem Kapitalismus hervorgeht? „Wäre ich nicht optimistisch, könnte ich mich gleich erschießen.“
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