Unweit der Wanheimer Straße, der Lebensader des Duisburger Stadtteils Hochfeld, liegt ein Ladenlokal, das auffällt durch seine leuchtende gelb-blaue Außenwerbung über dem großen Schaufenster. Früher befand sich dort eine Taekwondo-Schule. Jetzt dient die ca. 140 qm große Räumlichkeit als Safe Space für das von der Jungen Triennale initiierte Projekt #nofear.
„Wir haben hier einen Kulturtreffpunkt für Kinder und Jugendliche geschaffen, in dem sie sich ungezwungen künstlerisch ausprobieren können“, erklärt Projektleiterin Anne Britting. Ziel ist es, die Kids in ihrem Umfeld abzuholen, ihre künstlerischen Bedürfnisse zu entdecken und Hilfen zur Entfaltung ihrer Potentiale zu bieten. Dass die Wahl dabei auf das in der Öffentlichkeit gern als sozialer Brennpunkt bezeichnete Hochfeld fiel, hat vor allem mit bestehenden Verbindungen zu tun: Zum einen befindet sich in dem Quartier die Globus-Gesamtschule am Dellplatz, mit der die Ruhrtriennale als Kooperationspartner schon öfter zusammengearbeitet hat. „Aber hier wohnen auch Mitglieder des künstlerischen Nachwuchskollektivs Mit Ohne Alles, das bereits sehr lange dem Festival verbunden ist“, gibt Britting als weiteren Grund an. Darüber hinaus hatte man im Vorfeld Kontakt zu zwei nahe gelegenen Grundschulen aufgenommen. „Letzten Endes möchten wir die Grenzen des Stadtviertels gerne überschreiten und hoffen auf Interessierte außerhalb von Hochfeld“, so die Projektleiterin.
Themen: Sexualität, Macht, Zukunft
Das Projekt #nofear wurde 2018 gestartet. Im ersten Jahr stand das Thema Sexualität im Vordergrund, ein Jahr später ging es um Macht. Jetzt widmet man sich der Zukunft. „Wir möchten wissen, wie stellen die Kids sich die Zukunft vor, was haben sie vor, wovor haben sie Angst“, erläutert Britting. Im Safe Space gibt es dazu mehrere Workshops: Unter professionellen Bedingungen kann zum Beispiel musikalisch gearbeitet werden. Ebenso gibt es von Pädagogen geleitete Kurse für Tanz, Fotografie und Theater. Das Projekt soll zudem dazu dienen, herauszuarbeiten, wie künstlerische Angebote für Kinder und Jugendliche zukünftig gestaltet werden können, wie man sie erreicht und ihnen den Zugang erleichtert.
Die Eröffnung des Safe Space im Februar dieses Jahres brachte ein volles Haus und zufriedene Gesichter im Team, dem neben Britting als ständiger Mitarbeiter Einar Fehrholz und eine FSJlerin angehören. Fünf Wochen später musste wegen der Corona-Pandemie der Betrieb eingestellt werden. Im Juni durfte das Lokal mit Hygienekonzept wieder öffnen. „Der Lockdown hat natürlich unsere Arbeit erschwert. Die Kids können jetzt nicht einfach in den Laden kommen und mitmachen, sondern müssen Formulare ausfüllen und sie von ihren Eltern unterschreiben lassen“, berichtet Britting. Außerdem ist das Programm auf drei Workshops zusammengeschrumpft und beschränkt sich auf Kinder ab 10 Jahren. „Die Anzahl der Teilnehmer ist gesunken, dafür ist die Ernsthaftigkeit des Mitwirkens bei den Jugendlichen gewachsen“, so Britting. Ein erstes Ergebnis aus dem künstlerischen Labor wurde auf dem Soundcloud-Kanal der Jungen Triennale präsentiert: Dort kann einem kurzen Hörspiel der Safe Space Teens gelauscht werden. Gesichert ist der Standort in Hochfeld noch bis März 2021. Was danach passiert, hängt nicht zuletzt von Barbara Frey ab, die im November ihr Amt als neue Intendantin antritt.
#No Fear: Safe Space | voraussichtlich bis März 2021 | Hochfeldstr. 2, 47053 Duisburg | 0234 974 834 18
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