Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17

12.574 Beiträge zu
3.804 Filmen im Forum

"Dressed To Thrill", Goldene Plateau Highheels Größe 47, CSD Berlin, Schwules Museum*, Berlin
© LWL / Hanna Neander

Tabus und Visionen

13. Mai 2016

Kunstvorschau: Homosexualität_en, Futuristisches Manifest und Handpuppen

Das 21. Jahrhundert klingt schwer nach Zukunft – und das nicht erst seit dem 21. Oktober 2015, dem Tag, an dem Marty aus „Zurück in die Zukunft“ tatsächlich in der Zukunft ankommt. Das Überschreiten dieser Datumsgrenze machte offiziell, was wir selbst schon wieder vergessen hatten: Wir leben in einer Zeit, die frühere Generationen für das Nonplusultra hielten. Doch Zeit ist in Relation zu messen, genauso wie Fortschritt. Unzählig sind die Themen, die es auch heute noch im öffentlichen wie privaten Diskurs schwer haben, und genau einem solchen Thema stellt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster seine Räume bereit. „Homosexualität_en“ heißt die Sonderausstellung, die sich sowohl mit den Schwierigkeiten als auch mit der gelebten Realität der LGBTIQ-Community (Lesbian, Gay, Bi, Trans, Inter, Queer) auseinandersetzt. Die Vielseitigkeit dieses Alltags steht dabei genauso im Vordergrund wie persönliche Coming-Outs oder historische Auseinandersetzungen mit Sexualität und Geschlecht. Ohne zu belehren wird so, in Kooperation mit dem Schwulen Museum* Berlin und dem Deutschen Historischen Museum Berlin, ein Raum geschaffen für all jene, die nicht unter den doch so homogenen Begriff „hetero“ fallen. Fotografien, Gemälde, Alltagsgegenstände und Videos sowie Werke bekannter Künstler wie Andy Warhol oder Edvard Munch bieten einen allumfassenden Überblick über die Geschichte und Identität von Menschen, die noch immer marginalisiert werden. „Homosexualität_en“, bis zum 14.9. im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster.  

Währenddessen feiert man in Dortmund das Comeback eines Klassikers des 20. Jahrhunderts. Oder seine Wiedergeburt. Als Video des Monats im Foyer des HMKV zu sehen, wirft „The 3D Additivist Manifesto, 2015“ einen schauerlichen Blick in die Zukunft. Hinter diesem Werk stehen Morehshin Allahyaris und Daniel Rourke, die darin das Futuristische Manifest von Filippo Tommaso Marinetti neu interpretieren. Knapp 100 Jahre nach dessen Entstehung liest es sich in seiner aktualisierten Fassung weniger euphorisch und sehr viel düsterer. Aus dem Futuristischen Manifest wird das Additivistische Manifest, die Ursachen aller Unterschiede zwischen diesen beiden sind im 20. Jahrhundert zu suchen. Während das Original, das 1909 im Figaro abgedruckt wurde, die Gefahr zur Liebe besang, steht in Dortmund das endlose Weiterspinnen der Schrift an erster Stelle. Schrott, Trödel und Trümmer zählen zu der neuen Schönheit, die die Welt seit kurzer Zeit bereichert und nichts ist erstrebenswerter als die erfolgreiche Symbiose von Mensch und analytischer Maschine. Bilder, durch einen 3D-Drucker visualisiert, werden mit der Stimme eines Roboters unterlegt, die innerhalb des elfminütigen Videos immer künstlicher wird. „The 3D Additivist Manifesto, 2015“ ist noch bis zum 31. Mai zu erleben.  

Wer durch die FIDENA auf den Geschmack von figurativem Theater gekommen ist, dem kann das Lehmbruck Museum Duisburg das Ende des Festivals zumindest für kurze Zeit vergessen machen. In der Reihe PlastikBAR treten am 19. Mai zwei Künstler auf, die durch ihre Alter Egos „Schamperl“ und „Mauermännchen“ in Form von Handpuppen sprechen. Väter des Gedankens und der folgenden Aktion sind Matthias Schamp und Karl-Heinz Mauermann, die in ihrer knapp zweistündigen Darbietung hochkarätige Künstler und Akteure der Kunstszene Revue passieren lassen; dabei geht es um niemanden Geringeres als Joseph Beuys, Ulay, Valie Export, Hugo Ball oder das britische Künstlerpaar Gilbert & George. Die Idee der inszenierten Metaperformance in Miniatur liegt dem Konzept zu Grunde, das auch „eine kriminelle Berührung mit der Kunst“ nicht scheut. Plastikbar: Das Schamperl und das Mauermännchen Proudly Present Metaperformance-Miniaturen, am 19.5., 19.00-21.00 Uhr im Lehmbruck Museum Duisburg.  

 

Homosexualität_en | LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster | bis 4.9. | www.lwl.org 

Morehshin Allahyari & Daniel Rourke: The 3D Additivist Manifesto, 2015 | HMKV – Hartware MedienKunstVerein Dortmund | bis 31.5. | www.hmkv.de 

Plastikbar: Das Schamperl und das Mauermännchen Proudly Present Metaperformance-Miniaturen | Lehmbruck Museum Duisburg | 19.5. 19.00-21.00 Uhr | www.lehmbruckmuseum.de  

Barbara Slotta

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Red One – Alarmstufe Weihnachten

Lesen Sie dazu auch:

Der Kern der Dinge
Zwischen Konzept und Skulptur: Alicja Kwade im Lehmbruck Museum in Duisburg – kunst & gut 12/23

Auf Zeitreise
„Ein Blick zurück“ im Lehmbruck Museum in Duisburg – Ruhrkunst 09/23

Abstraktion als Sprache der Gegenwart
Nicht Einzel- sondern Kontextausstellung: Barbara Hepworth in Duisburg – kunst & gut 05/23

Brechung und Abstraktion
„Die Befreiung der Form“ in Duisburg – Kunst 03/23

Brieftauben und Vogelperspektiven
Norbert Kricke in Duisburg – kunst & gut 01/23

Der Raum, den die Skulpturen fühlen
Antony Gormley im Lehmbruck Museum Duisburg – kunst & gut 11/22

Nicht nur Steine
Das Rätsel der mächtigen Monolithen – Kunstwandel 08/22

Großes Kino
Ausgezeichnet: Cardiff & Miller im Lehmbruck Museum Duisburg
 – kunst & gut 05/22

Skulptur in Bewegung

Tony-Cragg-Ausstellung im Lehmbruck Museum – kunst & gut 02/22

Teil des Museums
Die Erwerbungen des Freundeskreises für das Lehmbruck Museum

Das Prinzip der Form-Schöpfung
„Lehmbruck – Beuys“ in Duisburg – Kunstwandel 08/21

Multimedialer Remix der Postmoderne
Tom McCarthys Ode an „The Pow(d)er of I Am Klick Klick Klick Klick and a very very bad bad musical“ im HMKV Dortmund – Kunst 07/21

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!