„Home is Where Your Heart is“ – das ist eine so abgeschmackte Zeile aus 1001 Liedtexten, dass die schnelle Suchmaschinenrecherche nicht mal offenbart, wer damit angefangen hat. Noch nebulöser ist nur die Bedeutung: Wo soll dieses „Home“, dieses Zuhause sein? An die Lunge grenzend, in Höhe der zweiten bis fünften Rippe, hinter dem Brustbein? Sicher nicht. Zuhause, das ist einerseits eine angesichts von Wohnungsnot und Fluchtbewegungen ähnlich leere Floskel wie sonst nur das heutzutage problematisierte Substantiv Heimat.
Andererseits verbirgt sich hinter einem Zuhause ein Gefühl, das jedem patriotischen Impuls zu widerstehen vermag und für eine unschuldige und legitime Sehnsucht nach Geborgenheit steht. Worte können diese komplexe Melange, die sich aus Orten, Zeiten und Menschen zusammensetzt, kaum zufriedenstellend fassen. Bilder vermögen das schon eher. Denn so wie Gerüche oder Musik unsere Erinnerungen an ein vergangenes, weit entferntes, verlorenes oder sogar utopisches Zuhause triggern, laden auch Bilder zum Assoziieren ein.
Das zeigen auch die 33 Fotografinnen und Fotografen mit ihren künstlerischen, konzeptionellen oder dokumentarischen Serien zum Thema, die aus 340 Einreichungen für die Shortlist der dritten Ausgabe des Vonovia Awards ausgewählt wurden und jetzt im Kunstmuseum Bochum gezeigt werden.
Darunter ist auch die Serie „Ottomane“ von Mona Schulzek zu sehen, Gewinnerin des mit 15.000 dotierten Hauptpreises 2019. Hierfür hat sie Räume mit Orientteppichen ausgekleidet, deren Struktur hinter der unübersichtlichen Ornamentik der Knüpfkunst verschwindet. Der Bezug ihrer Serie zum Motto „Zuhause“ erschließt sich erst bei konzentrierter Betrachtung. Weitere Serien zeigen beispielsweise einen humpelnden Fuchs, der in urbanen Gefilden ein neues Zuhause gefunden hat oder dokumentieren den Verlust des selbigen durch die Räumung eines Dorfes im Kontext des Braunkohletagebau Garzweiler.
Zuhause – Vonovia Award für Fotografie | 9.2. bis 15.3., Di, Do, Fr, Sa, So 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr | Kunstmuseum Bochum | www.kunstmuseumbochum.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Malerische Fotografie
„Foto – Kunst – Foto“ im Clemens Sels Museum Neuss – Kunst in NRW 12/24
Die abwesenden Menschen
Jörg Winde im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Die Macht der Bilder
Katharina Sieverding im Düsseldorfer K21
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
„Keine klassischen Porträtfotografien“
Kuratorin Kerrin Postert über „UK Women“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Sammlung 06/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Kunstvolle Stahlarbeiten
„work comes out of work“ in Bochum – Kunstwandel 01/24
Futter fürs Bildgedächtnis
Pixelprojekt-Neuaufnahmen in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 08/23
Weltreise digital
Daniela Comani im Museum Folkwang – Ruhrkunst 04/23
Steinewerfer auf der Leiter
Barbara Klemm in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Kunstwandel 03/23
Blicke hinter die Abwasserrinne
„Beyond Emscher“ in der Kokerei Zollverein – Kunstwandel 09/22
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Vorm Zeitpunkt der Aufnahme
Jörg Winde im MKK in Dortmund – kunst & gut 01/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
„Wichtig ist für ihn die Ästhetik der Kabel“
Kuratorin Felicity Korn über „Echo“ von Elias Sime im Düsseldorfer Kunstpalast – Sammlung 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Im Einklang mit der Natur
„Henry Moore – For Duisburg“ im Duisburger Lehmbruck Museum – kunst & gut 12/24
„Kein Staub, aber ganz viel Frisches“
Leiter Nico Anklam über die Ausstellung zu 75 Jahren Kunsthalle Recklinghausen – Sammlung 12/24
Aus zwei Sammlungen
Das frühe 20. Jahrhundert im Kunstmuseum Mülheim – kunst & gut 11/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
„Mangas sind bei der jungen Leserschaft die Zukunft“
Leiter Alain Bieber über „Superheroes“ im NRW-Forum Düsseldorf – Sammlung 11/24
Der Künstler als Vermittler
Frank van Hemert in der Otmar Alt Stiftung in Hamm-Norddinker – kunst & gut 10/24