Der inhalierte Rauch dringt durch alle Nasenlöcher, durch eine drachenartige Schnauze. In einem anderen Bild steigt der Dunst durch blaue Strähnen nach oben. „Smells like Marihuana“, steht auf einem der Streetart-Werke. Und der Phantasie ist hier keine Grenze gesetzt: Bunt, expressiv, surrealistisch sind die in der Rotunde ausgestellten Bilder. In ihren subversiven Anfängen folgte die Streetart Mottos wie „Reclaim the City“ oder „Phantasie an die Macht“. Heute bereichern die Werke nicht nur den öffentlichen urbanen Raum. Sie sind in den Institutionen angekommen. Highlights regionaler und internationaler KünstlerInnen wie DZIA, Kotburschi Kollektiv oder HYÄNE sind beim „We trust!“-Festival zu bestaunen – neben Konzerten, Mitmachkunst und viel Party.
MixArt: Einen Begriff mit Leben füllen
MixArt nennt sich dieses Konzept, bei dem KünstlerInnen aus der Musik, der bildenden Kunst und anderen Bereichen nebeneinander ihre Ideen präsentieren. Fest institutionalisiert ist der Begriff jedoch nicht, erst seit kurzem spricht man von MixArt. „Wir fangen damit an, diesen Begriff mit Leben zu füllen“, erklärt Gerrit Nicolas Rüter von der ostenhell-Agentur, die das Festival veranstaltet.
Die erste Ausgabe des Festivals seit drei Jahren bietet ein vielfältiges Programm: In einem Talk wird über Lieblingsschallplatten fachgesimpelt. Auf der Bühne gibt es Spoken Word-Poesie, Rap und gepflegte Beats, unter anderem mit dem Schweizer Slampoeten Laurin Buser, einem Slam-Rap-Beatbox-Mix von Maras & Beasty oder mit elegischen Klangteppichen des avantgardistischen Pop-Duos aniYo kore.
Unerfüllte Wünsche über das Deutschsein
Abseits des Mainstreams geht es bereits bei der Festivaleröffnung los in den Texten von Sulaiman Masomi. Der afghanisch-deutsche Poetry-Slammer spielt pointiert mit Vorurteilen über Menschen mit Migrationshintergrund. So auch an diesem Abend, wo er in einem seiner Beiträge den Integrations-Wunsch eröffnet, endlich mal ein richtiger Deutscher zu sein: die Bahn zu erwischen, einfach Autos zu bauen oder sich bei Disco-Besuchen drinnen statt draußen mit dem Türsteher zu prügeln.
Schrammelpop und Lo-Fi-Indie nennt dagegen die Band „Lampe“ ihren Mix aus poetischen Versen und lauten Akkorden – inklusive einer herrlich platten und krachenden Punk-Persiflage: „Wat is mit Dir?“ Das Publikum im Konzertsaal der Rotunde grölt den simplen Refrain bespaßt mit, bevor „Binyo und Band“ den Abend mit entschleunigenden Indie-Pop-Klängen und nachdenklichen Songs ausklingen lassen. Mit einem bunten Mix geht es weiter. Alles, nur kein Mainstream.
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