Wer mit der eigentlichen Bedeutung von Pfingsten nichts mehr anfangen kann, muss im Ruhrgebiet nicht in die Röhre schauen. Musikliebhaber aller Richtungen wurden mit großen Festivals versorgt, vom Ruhrpott Rodeo über das Rock Hard bis zum Queer Beat Festival. Kostümierte gingen zum 11. Pfingst-Spektakulum auf Schloss Broich. Und dann feierte auch noch das n.a.t.u.r.-Festival in Bochum seinen krönenden Abschluss. Alles bei einem unglaublich warmen Wetterchen…
Das Wetter war während der zwölf Programmtage nicht immer der Freund des Kreativfestivals gewesen. Doch davon ließ man sich weder auf dem Konrad-Adenauer-Platz, vor der Rotunde – dem Hauptquartier von n.a.t.u.r. – noch in den anderen Stadtteilen Bochums abhalten. Natürliche Ästhetik kann auch bei Regenwetter auf urbanen Raum treffen. Und so war am 11.5. bei der mit Zelten überdachten Schnippeldisko bereits alles knubbelige Gemüse nach zwei Stunden verarbeitet. Die Organisation Slow Food hatte „anormales“ Wurzelgemüse, Möhrchen und Paprika, die es nicht in den Supermarkt geschafft hätten, zusammen mit „altem“ Brot und Kuchen den eifrigen Messern der Bochumer Besucher zur Verfügung gestellt und daraus anschließend feine Gerichte gezaubert.
Bei Live-Musik und endlich auch bei strahlendem Sonnenschein wurde gegessen und gestaunt, wie aus Wegwerfnahrung eine reichhaltige Mahlzeit entstehen kann. Wie jeder Einzelne die Nahrung aus seiner natürlichen Umgebung nutzen kann, zeigten Michael Potthoff und Katrin Manzke auf einer Radtour durch das Bochumer Wildkräuterparadies. Bei einem Picknick wurde nicht nur die Köstlichkeit der gesammelten Kräuter bewiesen, sondern auch noch ein Rezept für ein Dressing mit Holundernote weitergereicht.
Und auch wenn Essen etwas großartiges ist, welches nach Loriot ein großes Kommunikationspotential in sich birgt – es ging bei n.a.t.u.r. fürwahr nicht nur um das leibliche Wohl. Bei der Eröffnungsparty begeisterten die Lokalmatadore „Tengo hambre pero no tengo dinero”, bei der großen Open-Air-Abschlussparty am Pfingstsonntag Susanne Blech und Tim & Toto & die Freedes. Es wurde genäht, es wurde Sport getrieben, es wurden „Seedbombs“ verteilt. Die Rottstraße 5 präsentierte mit der Schauspielerin Nermina Kukic und dem Musiker Ingmar Kurenbach die Essenz des David Hopper, das Endstation.Kino zeigte filmische Beiträge der letzten blicke-Festivaljahre mit dem Schwerpunkt Ruhrgebiet.
Was nach Spiel, Spaß und Entertainment klingt, war es auch. Aber es war mehr als das. Es ging darum, die eigene Stadt auf natürliche, individuelle Weise mit den unterschiedlichsten Facetten zu prägen. Dass die Gestaltung der Stadt ein ernst zu nehmendes Thema ist, machten die wissenschaftlichen Vorträge und Debatten über Urbanität und Nachhaltigkeit deutlich. Doch das Schöne am n.a.t.u.r.-Festival ist, dass es jedem ermöglicht, sich auf seine Weise an Kunst, Kreativität und Stadtgestaltung anzunähern dass es sich stets durch Offenheit auszeichnet.
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