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Hans-Jürgen Schlieker, Am Schacht, 1952, Lithographie, LWL Museum Dortmund
© Nachlass Schlieker, Bochum

Zwei Blickweisen

27. September 2018

Kätelhön und Schlieker in Bochum – Ruhrkunst 10/18

Die ausgestellten Bilder von Hans-Jürgen Schlieker sind für diesen so ungewöhnlich, dass man sie vorschnell einem Zeichner wie Hermann Kätelhön zuschlagen möchte. Hans-Jürgen Schlieker (1924-2004) gehörte zu den Hauptvertretern der informellen Malerei in Deutschland. Im Ruhrgebiet, wo er – in Bochum – gelebt hat, ist er wohl der wichtigste Künstler, der seit den 1960er Jahren gestisch abstrakt, frei von jeder (vordergründigen) Gegenständlichkeit gemalt hat. Zum einen kommt dabei Emotionalität zum Ausdruck, zum anderen hat Schlieker Naturerfahrungen verarbeitet, etwa das Erleben des Moores oder Gestein oder Blattwerk. Die natürliche Materie hat er in seinen oft sehr großen Gemälden als plastische Substanz wieder zum Ausdruck gebracht. Vielleicht liegt hier ein Bezug zu den Bildern, die er ganz am Anfang seiner Karriere „unter Tage“ geschaffen hat. Anfang der 1950er Jahre hat er als Hilfsarbeiter im Bergwerk gearbeitet und während dieser Zeit Zeichnungen und Lithographien angefertigt, die, fast ganz ohne Menschen, in der Verdichtung des Schwarz Dunkelheit und Kohle zum Ausdruck bringen: Sie werden im Schlieker-Haus in Bochum-Querenburg nun erstmals ausgestellt, zusammen mit Blättern von Hermann Kätelhön.

Auch für Kätelhön (1884-1940) war Landschaft und ihr Bezug zum Bergbau ein zentrales Thema. Die Region war ebenfalls das Ruhrgebiet, wo er selbst in Essen und dann am Möhnesee mit seiner druckgraphischen Werkstatt ansässig war. Kätelhön beobachtet die urbane Peripherie im panoramatischen, streifenden Blick bis zum Horizont. Während Schlieker in den Untergrund und in die Stollen geht, bleibt Kätelhön also an der Oberfläche. Zwischen den Familien der beiden Künstler gab es familiäre Beziehungen, und Schlieker hat Kätelhöns Werk schon früh kennengelernt. Davon unabhängig ist es aufschlussreich, die verschiedenen Annäherungen an das damalige Ruhrgebiet vergleichend zu sehen. Die Ausstellung versteht sich noch als Beitrag zum Ende des Steinkohle-Abbaus im Ruhrgebiet – und sie stellt eben Schliekers Werk mit unbekannten Bildern und in neuem Kontext vor. Verdienstvoll!

Kunst mit Kohle und Öl | bis 4.11. | Schlieker-Haus in Bochum | 0234 978 95 11

Thomas Hirsch

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