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Auf Augenhöhe

25. April 2013

Karin Sander auch in Duisburg – Ruhrkunst 05/13

Gefragt nach dem Anspruch, den sie selbst an ihre Kunst stellt, hat Karin Sander gesagt: „Die Arbeit muss etwas zeigen und zugleich geheimnisvoll bleiben. Sie macht etwas sichtbar, was so vorher noch nicht sichtbar war.“ Auf die nun im LehmbruckMuseum präsentierte Skulpturengruppe trifft das voll und ganz zu. Freilich sind Karin Sanders 3D-Scanner-Abformungen von Museumsbesuchern, gegeben im Miniaturformat, für sie nichts Neues, auch nicht im LehmbruckMuseum. Seit Mitte der 1990er Jahre realisiert die 1957 geborene Künstlerin, die heute an der ETH Zürich lehrt, solche Skulpturen; schauen wir aber in ihrem Werk weiter zurück, so zeigen sich die ersten Anzeichen in diese Richtung schon 1986, als sie Personen animierte, sich auf einem Platz auf schmale Betonsockel zu stellen.

Mit dem 3D-Bodyscanner ist ihr dann ein Kunstgriff gelungen, der ebenso anschaulich wie tiefgründig ist. Zunächst behalten die Miniatur-Abformungen ihre lokale Buntfarbigkeit, schon um 2000 aber versieht Karin Sander alternativ den Gips mit monochromem Farbpigment, welches wie ein homogener Puderüberzug wirkt. Vor einigen Jahren nun hat sie 3D-Scan-Aktionen in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf und im LehmbruckMuseum durchgeführt, und jetzt also sind die insgesamt 981 Figuren und 3 Hunde im Maßstab 1:8 nach ihrer monochromen Farbigkeit geordnet auf einem langgestreckten Tisch platziert. Das Oszillieren zwischen lebensecht und künstlich ist erstaunlich, natürlich trägt das geringe Maß zur Verunsicherung bei.

Die Figuren verhalten sich unbeobachtet. Es gibt Paare und Familien, alte Menschen im Rollstuhl, jedoch auch einen Mann, der sich Hasenohren aufsetzt hat. Thema ist der Einzelne in der Menge, als Abbild heutiger Gesellschaft. Aber Karin Sander spricht hier auch Fragen an, für die das Skulpturen-Museum der richtige Ort sein sollte. Sie thematisiert, wie Menschen auf ihren Beinen stehen, wie sie miteinander kommunizieren, sich selbst darstellen, wie sie Zugehörigkeit signalisieren oder sich absondern. In Bezug auf ihr Gesamtwerk sieht es so aus, als wäre Karin Sander jetzt da angelangt, wo sie schon immer hinwollte.

„Karin Sander – Visitors on Display“ I bis 23. Juni I LehmbruckMuseum, Duisburg I www.lehmbruckmuseum.de

THOMAS HIRSCH

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