Große lichte Räume können das Grauen des Krieges nicht verbergen und wollen das auch nicht. Die Ausstellung „Zeichen gegen den Krieg“ im Duisburger Lehmbruck-Museum ist Teil des Verbundprojekts „1914 - Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“, mit dem der Landschaftsverband Rheinland (LVR) an die geschichtsträchtige Epoche vor rund 100 Jahren erinnert. Viele der Skulpturen sind bekannt, machen aber in ihrer Vielheit Sinn. Insgesamt 21 Künstlerinnen und Künstler sind es, die sich mit den üblen Erscheinungsformen und negativen Begleiterscheinungen kriegerischer Konflikte beschäftigen. Dabei ist der Krieg in Europa seitdem Bürgerkrieg in Jugoslawien wieder nähergerückt. Aktuell im Osten viel näher als uns lieb sein kann. Auch das macht das eigentlich historische Thema Erster Weltkrieg wieder so brisant.
Eine die sich vehement gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen wehrt, ist die aus Belgrad stammende Performance-Ikone Marina Abramović. Ein einzelnes Foto, erinnert in Duisburg an „Balkan Baroque“, eine Arbeit, die 1997 bei der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Dort konnte man die Künstlerin auf einem wachsenden Berg von blutigen Rinderknochen sitzen sehen, die sie vier Tage jeweils sechs Stunden lang abgekratzt hatte. Dazu sang sie Totenlieder aus dem zerfallenen Jugoslawien. Rot wie Blut etwas weiter auch Bruce Naumans blinkenden Neon-Buchstaben WAR (RAW). Der Krieg ist wie die Liebe, beide finden immer einen Ausweg. Das Brecht-Zitat scheint bis in alle Ewigkeit gültig, selbst Duane Hansons Kriegstableau von 1967, eigentlich nach dem Vietnamkrieg eher als politisch-historisches Zeitdokument ins Depot gewandert, hat heute seine dreidimensionale Wirkung nicht verloren, am Sterben im Dreck hat sich auch 2014 (siehe Ukraine) nichts geändert.
Eine der jüngsten Arbeiten stammt vom Vietnamesen Danh Vo, der in Dänemark aufwuchs. Er hat die Freiheitsstatue original aus Kupfer nachgebaut, dann in 300 Teile zerlegt, die heute an verschiedenen Orten ausgestellt werden. Gleich fünf Teile von „We the people“ sind in der Ausstellung zu sehen.
„Zeichen gegen den Krieg – Antikriegsplastik von Lehmbruck bis heute“ | bis 7.12. | Lehmbruck-Museum, Duisburg | 0203 283 32 94
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