Helme baumeln im Ausstellungssaal an Ketten, als wäre Schicht im Schacht. Und das ist es bald auch definitiv im Ruhrgebiet. Mit der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop schließt Ende des Jahres das letzte Bergwerk in der einstigen Industrieregion.
Daher hat die RAG-Stiftung den Fotografen Michael Bader beauftragt, die letzten Tage der Kumpels mit seiner Kamera zu begleiten. Von 2016 bis 2018 sind auf den Zechen Auguste Victoria, und Pluto sowie den noch betriebene Bergwerken Anthrazit und eben Prosper-Haniel intensive Momentaufnahmen entstanden, die aktuell in der Ausstellung „Blickpunkt Bergwerk. Fotografien von Michael Bader“ zu sehen sind: Belegschaften, die in der Umkleidekabine aus ihrer dreckigen Kluft schlüpfen oder gesellige Runden während der Mittagspause. Bei seinem Streifzug mit der Linse schenkte Bader auch Details Beachtung, etwa ein Warnschild unter Tage mit dem groben Hinweis: „Was trägst Du lieber, Schutzbrille oder Glasauge?“
In der Ausstellung werden zudem Porträts den menschenleeren Arbeitsplätzen gegenübergestellt. Etwa die Kohlelagerung des Bergwerks Anthrazit Ibbenbüren: aufeinander gestapelte Kohlebrocken; Qualm, der im Hintergrund (noch) aus den Schloten steigt. Eine andere Fotografie hält die Schwarzkaue der Zeche Auguste fest, ein unübersichtliches Gestrüpp aus Arbeitskleidung, das von der Decke hängt. Damit keine Nager an die Textilien rankommen.
Kernstück ist die Porträt-Reihe „Oberirdisch“, in der sich die Bergmänner in selbst ausgewählten Posen ablichten ließen. Da ist etwa Norbert Bossmann, ein Elektriker unter Tage. Sein wuscheliges Haar fällt ihm unter dem Helm in die Stirn und der Kohlestaub bedeckt die Bartstoppel. Isa Öztürk, ein Bergmann aus Bottrop, blickt die BesucherInnen dagegen mit seinen großen, braunen Augen fast melancholisch an. Das Prinzip der Ausstellung: „von unten nach oben“. Daher fotografierte Bader die Kumpels über Tage, unmittelbar nach ihrer Schicht. Um den Moment des Feierabends im Steinkohlebergbau einzufangen.
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