Die Auszeichnung, dass Bieke Depoorter jüngstes Vollmitglied der Fotoagentur Magnum Photos ist, führt etwas in die Irre: Mit dem Label Dokumentar- oder Reportagefotografie wird man ihr nur bedingt gerecht. Ihre aufwändigen, auf der ganzen Welt und in verschiedenen Kulturen entwickelten Projekte tragen eine enorme Subjektivität in sich. Sie befragen Identität, Heimat und gesellschaftliche Phänomene, immer gehen sie vom öffentlichen Spektakel aus, treten dann aber in die private Sphäre ihrer Protagonisten ein und lösen umso mehr Betroffenheit und Sympathie für diese aus. Die 1986 geborene Belgierin ist vor allem Konzeptkünstlerin mit den Neuen Medien. Sie entwickelt Installationen, auch aus Mehrkanalvideos oder mit Monitoren, die live aus der Ferne übertragen.
Die Anliegen und Schilderungen gehen dabei weit über das Dokumentieren hinaus, ja, sie forschen nach einer inneren Wahrheit und nach der mentalen Existenz des einzelnen Menschen. Diese spannende Ausstellung im NRW-Forum im Ehrenhof Düsseldorf umfasst fünf Projekte von 2015 bis heute, teils entwickelt Depoorter sie noch weiter. Der Ausstellungsbesucher wird zum Mitwirkenden, etwa indem er einen Kommentar in ein ausliegendes Buch schreibt oder von allen Seiten mit Bildern und Recherchematerial umfangen ist und sich seinen Weg bahnt. Dann wieder hat die Protagonistin der einen Arbeit selbst handschriftlich die Aufnahmen an der Ausstellungswand kommentiert: immer zielt Depoorter auf eine extreme Unmittelbarkeit. Selten war eine Ausstellung so berührend, emotional – und doch diskret, ja: respektvoll.
Bieke Depoorter | bis 16.2. | NRW-Forum Düsseldorf | 0211 838 12 04
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