Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23

12.595 Beiträge zu
3.821 Filmen im Forum

Glanz und Grauen: Alltags- und Straßenkleidung
Foto: Presse

Braun ist immer schick

24. Januar 2013

„Glanz und Grauen – Mode im Dritten Reich“ – Ruhrkunst 02/13

Mode im Dritten Reich? Gab es da nicht nur Uniformen? Oder sahen damals alle so aus, wie es uns die erhalten gebliebenen Wochenschauen aus der dunklen Zeit vermitteln wollen? Die teuren Kleider der Filmsternchen, die dunklen Fracks der heimlichen Bohème. Das konnte doch nicht alles sein. Dieser Frage geht die Ausstellung „Glanz und Grauen – Mode im Dritten Reich“ im LVR-Industriemuseum Ratingen nach, die Kleidungsgeschichte der 1930er und 1940er Jahre wurde gerade bis zum Sommer verlängert und zeigt in dunklen Vitrinen mehr als 100 Roben aus der Zeit. Natürlich Nazi-Uniformen, aber auch glitzernde Ballgewänder, Alltagstextilien und Kleider aus den Ersatzstoffen der Notzeit. Klar wird schnell, dass das Kleidungsverhalten weitaus vielseitiger war als die stereotypen Vorstellungen von braunen Uniformen der Hitlerjugend und den fließenden Schmuckstücken einer Zarah Leander. Aber auch über 500 Objekte wie Hüte, Taschen, Bilder und Briefe hat das Museum zusammengetragen, die das Bild etwas mehr abrunden. Vieles davon lieferten Zeitzeugen und deren Nachkommen aus dem Rheinland.

Die politische Bedeutung von Alltagskleidung und Notgarderoben steht im Mittelpunkt der ausgestellten Textilien, darunter real getragene Kleidung der Zeit, schlichte Waschkleider und Schürzen. Kleidung war keine Privatsache. Die Nationalsozialisten wollten, dass jedes Stück besonders lange getragen wurde. Das hatte ökonomische Gründe, damit die Uniformproduktion immer mehr Rohstoffe bekam. Die textile Gleichschaltung der Gesellschaft hörte aber nicht bei den Braunhemden auf. Die Nazis instrumentalisierten auch Tracht und Dirndl, vereinheitlichten Frisuren von Frauen und Männern. Ohne große Gegenwehr, denn schon bei den Jüngsten war die schwarzbraune Uniform gefragt.

Etwas beklemmend: In den letzten Jahren werden Elemente der Mode aus der Zeit des Nationalsozialismus in aktuellen Kollektionen wieder schick, auch HJ-Frisuren sind wieder der letzte Schrei. Schon Anfang des neuen Jahrtausends hatte die Kölner Designerin Eva Gronbach ideologisch zweifelhafte Elemente verarbeitet. Ihre Kollektion „mutter erde vater land" (2003) nutzte offensiv die deutsche Nationalsymbolik.

„Glanz und Grauen, Mode im Dritten Reich“ I bis 14. Juli I LVR-Industriemuseum, Ratingen I 02234 992 15 55

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Für immer hier

RuhrKunst.

HINWEIS