Menschen hängen außen an einem Linienbus. Wer in Kongos Hauptstadt kein Geld hat, muss eben so sein Fahrtziel erreichen. Dies ist ein beliebtes Sujet der populären Künstler, die mit ihren grellbunten Bildern die Geschichten der Stadt erzählen und es damit auch in international hochkarätige Ausstellungen geschafft haben.
Rund neun Millionen Einwohner zählt die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo Kinshasa. Gegründet 1881 als belgischer Handelsposten, war sie auch als Léopoldville bekannt. Heute muss die afrikanische Metropole nicht nur mit der traurigen Hinterlassenschaft des belgischen Kolonialregimes, sondern auch mit den Auswirkungen der jahrzehntelangen Diktatur des Mobutu Sese Seko leben.
In diesem Sommer sind junge Künstler aus der kongolesischen Megastadt in Dortmund, mit Bildern, aber auch Installationen, Plastiken, Fotos, Videos und Filmen. Die Ausstellung „Le surréel Congo“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte/MKK ist eine Präsentation zeitgenössischer kongolesischer Kunst. Darunter auch Werke der sogenannten „Artistes populaires“, das sind Straßenkünstler mit ihren bunten Bildern im Stil der Schilder- und Werbemalerei. Darunter sind allerdings auch Künstlerkollektive wie SADI (Solidarité des Artistes pour le Développement Intégral), die dystopische Zeichen an den Ruinen der Stadt hinterlassen. Sie sind mit ihren bemalten Autotüren und skurrilen Alltagsgeschichten auch in Dortmund zu sehen.
Wie dem Kurator Aimé Mpane, selbst ein wichtiger Künstler der Gegenwart, ist es den meisten Beteiligten im MKK gelungen, mit ihren Arbeiten auf mehreren Kontinenten vertreten zu sein. Für Mpane lassen sich die europäischen und afrikanischen Lebensvorstellungen nicht vergleichen. So sehr die kulturellen Äußerungen kongolesischer Völker – das sind heute immerhin 250 – durch eine projektionsbeladene Rezeption historisch ihren Beitrag zur Entwicklung der modernen Kunst in Europa geleistet haben, so fremd sind den Europäern trotzdem die afrikanischen Lebensverhältnisse geblieben. Mit der Ausstellung „Le surréel Congo“ will der Kurator auch eine Vermittlung dieses Defizits erreichen, mehr noch darauf hinweisen, dass sich das riskante Leben für viele im Kongo eher durch die Karikatur, die Verfremdung bewerkstelligen lässt als durch konventionelle Alltagsorganisation.
„Le surréel Congo“ I bis 3.9. I Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund I 0231 5 02 55 22
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