Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.581 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Foto: Heinrich Holtgreve, Kunstmuseum Bochum

Das Rätsel des roten Steins

13. Februar 2023

Inventur im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 02/23

An einer Stahlkette baumelt er von der Decke herab: ein knallrot bemalter Steinklumpen empfängt die Besucher der Inventur-Schau. Ist das nun Kunst oder kann das weg? Das weiß zurzeit niemand, auch das Museumsteam nicht. Noch nicht. Denn genau darum geht es hier in dieser etwas anderen Ausstellung rund um die Bestandsaufnahme der hausinternen Skulpturensammlung. Es wird aufgeräumt! Was schlummert da seit Jahrzehnten im vollgestopften Kellerdepot – unbesehen, vernachlässigt und in keiner Datenbank erfasst? Die neue Museumsleitung will's wissen und lässt im weitläufigen Oberlichtsaal vor aller Augen auspacken.

Offen einsehbar, doch hinter einem Absperrband breitet sich der Bochumer Skulpturenschatz als eine Art Wimmelbild im Raum aus, ein Chaos aus oft namenlosen Dingen in Stahlregalen, auf dem Boden stehend und liegend, in allen Größen, Formen, Farben, manches noch in alten Kisten und blickdichten Folien. Fast wie Weihnachten, Überraschungen inklusive, wie der einst edel verpackte rote Klumpen. Dazwischen wuseln Kunsthistorikerinnen mit weißen Handschuhen und man kann ihnen dabei zuschauen, wie sie Werke sichten, vermessen, in alten Kladden, Listen, Katalogen und Hängeordnern blättern, im Netz recherchieren, Datenbanken füllen, dann Post-it-Zettelchen mit Inventardaten beschriften. Auf manchen Zetteln steht jedoch noch ein „?“. Besucher dürfen gern miträtseln und beim Identifizieren helfen. Teilhabe und Kommunikation wird großgeschrieben; die Zettelchen an jedem Objekt ebenfalls, damit sie von der Absperrung aus zu entziffern sind.

Wer zu normalen Öffnungszeiten ins Museum kommt, entdeckt auf dem Gang zum Oberlichtsaal bereits inventarisierte Appetizer. Bis auf Louise Nevelsons goldiges Sperrmüllobjekt von 1960 ist nichts davon je gezeigt worden, weder Christos „Package“ noch Heinz Brelohs Tonskulpturen oder Harun Farockis „Einschlafgeschichten“. Herzstück ist die Workstation im großen Saal. Mittwochs (17 Uhr) und sonntags (11 Uhr) dürfen Interessierte mit Führung das Allerheiligste betreten und sich zwischen den Werken und Regalen bewegen. Nur gucken natürlich, nichts berühren, wegnehmen oder einschmuggeln. Aber gern Fragen stellen und erzählen. Vielleicht kennt jemand die Geschichte des roten Steins?

Inventur – Ist im Keller noch Museum? | bis 19.3. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30

Claudia Heinrich

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24

Dialog unter ungleichen Gleichen
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum

Räume und Zeiten
Eindrucksvoll: Theresa Weber im Kunstmuseum Bochum – kunst & gut 08/24

„Eine von Verflechtungen und Austausch geprägte Welt“
Kuratorin Julia Lerch Zajaczkowska über Theresa Webers „Chaosmos“ im Kunstmuseum Bochum – Sammlung 06/24

„Die Realitäten haben sich verändert“
Die Kuratorinnen Özlem Arslan und Eva Busch über die Ausstellung zur Kemnade International in Bochum – Sammlung 04/24

Räume beleben
„Our house is a very very very fine house“ im Kunstmuseum Bochum – kunst & gut 01/24

„Toll für die Stadt, dass wir dieses Museumsgebäude haben“
Kuratorin Julia Lerch Zajączkowska über die Jubiläumsausstellung des Kunstmuseums Bochum – Sammlung 11/23

Alle mal spielen!
Takako im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 05/23

Kulissen und Kojoten
Ian Page im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 10/22

Brauchtum im 21. Jahrhundert
„Von den Vorfahren geleckt“ im Bochumer Kunstmuseum – Kunstwandel 04/22

Vom Zeigen und Verschwinden
Sieben Künstlerinnen im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 01/22

Eine unerwartete Erbschaft
„Kunst lesen“ in Bochum

RuhrKunst.

Hier erscheint die Aufforderung!