Wo soll man bloß zuerst hingucken? Das Erdgeschoss im Museum ist bevölkert von Dingen und Dingelchen, teils aus einfachen gebastelten, vernähten Alltagsmaterialien, teils aber auch edles Schnitzwerk, feinste Papierobjekte, Objektkästen mit Pusteblumen oder Dada-Singsang, aus farbigen Würfeln gebaute Porträts von Freunden, flotte Karikaturen neben Performancegewändern. Bemaltes und Zusammengefügtes in jeder Ecke, hoch oben an den Wänden, flotte Strichzeichnungen an den Fenstern. Dazwischen Videoprojektionen von Aktionen aus 50 Jahren und originelle Schach-Objekte. Takako Saito (geb. 1929) gewährt Einblicke in ihr kreatives Leben.
Was immer der noch agilen 94-jährigen Japanerin in die Hände fällt, gestaltet sie um und teilt es mit Freunden und ihrem Publikum. Kommunikation ist alles und Takako eine prominente Fluxus-Künstlerin der allerersten Stunde. Wobei nicht das einzelne Bild oder Objekt ihre Bedeutung ausmacht, sondern ihr überaus konsequentes Gesamtwerk – im Fokus stets das Zwischenmenschliche, die Beziehungen zwischen Menschen, Klängen und Material. Dass sie in jungen Jahren in Japan Kinderpsychologie studierte, ist noch spürbar. Als sie 1963 nach New York ging und in der Fluxus-Bewegung mitmischte, wechselte sie nur die Branche, um spielerisch bei Jung und Alt Kreativität zu entfachen, z.B. wenn sie vergnügt in ihr Würfelbad springen, das sie 1999 auf der Rheinpromenade inszenierte, wie ein Video zeigt.
Seit 1978 lebt und arbeitet Takako in Düsseldorf. Viele Exponate fanden direkt aus ihrer Wohnung den kurzen Weg ins Bochumer Museum. Einiges ist benutz- und bespielbar. Da lassen sich Murmeln in geschnitzte Holzköpfe werfen, wo sie unkalkulierbar aus Ohren, Mund, Augen, Nase schießen, über den Boden kullern und wieder eingefangen werden müssen. Ein raumgreifendes Plastikmüllmobile klimpert beim Durchlaufen, Magnetsteinchen auf Wandtafeln verlocken zur freien Bildgestaltung. Über 100 Schachspiele hat die Künstlerin entworfen, poetische, surreale, doch durchaus funktionale Objekte, teils mit neuen Regeln. In einem verstecken sich die Spielfiguren in Überraschungseikapseln. Andere nutzen Würfel als Figuren, die sich nur durch Gewicht oder Klang unterscheiden. Und am 10. Mai lädt Takako zur alkoholischen Schachperformance: Rotwein gegen Weißwein …
Pi-Pi-Po, Po – Ein Portrait von Takako | bis 20.8. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
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