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Joel Sternfeld: Ken Robson's Christmas Tree, Januar 2001, Digitaler C-Print, 100,3 x 127 cm (aus der Serie: Walking the High Line),
© Courtesy the Artist, Luthring Augustine, New York and the Friends of the High Line, New York / Museum Folkwang, Essen

Der Blick fürs besondere Bild

26. Juli 2011

Eine Entdeckung: Joel Sternfeld im Museum Folkwang in Essen - Ruhrkunst 07/11

Das fotografische Werk des 1944 in New York geborenen und dort lebenden Joel Sternfeld ist in Deutschland noch relativ unbekannt. Indes gehört er zu den wichtigen Vertretern der New Color Photography der 1970er Jahre, die mit als erste in Farbe fotografieren, um damit die Gesellschaft und die Landschaft in Amerika zu analysieren. Das Folkwang Museum in Essen liefert nun einen Überblick über Sternfelds Schaffen anhand elf ausgewählter Projekte seit den späten 1960er Jahren. Ausgehend von den Farbtheorien des Bauhaus, versteht Sternfeld Farbe als wichtiges Stilmittel, mit dem er sehr präzise – und jenseits aller damals gängigen Hollywood-Ästhetik – umgeht. Im Gespräch in Essen wendete sich Joel Sternfeld zudem gegen Schnappschüsse, und: Fotografie sei mehr als nur Fotos machen. Wichtig ist ihm der konzeptuelle Ansatz, das Verfolgen und Verdichten eines Themas durch eine Gruppe von Fotografien, von denen jedes einzelne für sich ein Konzentrat ist. Tatsächlich muss man sich nur ein wenig auf seine Aufnahmen einlassen, darauf, wie sich die Gegenstände im Bild verhalten, wie die Farbe mit wirkt, um die Intensität der Arbeit, die ausgiebige Beschäftigung zu erfahren. Dazu gehört ein subtiler Humor, der in etlichen Bildern mitschwingt, etwa wenn sich – menschenleer – im Mittelgrund ein Spielplatz mit Baggern und kleinen Häuschen befindet und dahinter ein Siedlung, die in ihrer stereotypen Erscheinung augenblicklich an die Spielzeughäuser denken lässt.

Das Werk von Sternfeld wechselt über drei Jahrzehnte zwischen eng gefasster Personenbeschreibung im Innen- oder Außenraum und großzügig schweifendem Blick in die Landschaft – jede Werkgruppe steht als eigener Korpus. In der Werkgruppe „Walking the High Line“ beobachtet er, wie die Natur sich eine stillgelegte Bahnstrecke in Manhattan erobert, in „Oxbow Archive“ widmet er sich dem Wechsel der Jahreszeiten und dem Eingriff des Menschen in die Natur. Und in „On This Site“ zeigt er Orte im Innen- und Außenraum, die gewöhnlich wirken. Erst der begleitende, zur Arbeit gehörende knappe Text klärt darüber auf, dass es sich hier um Orte von Verbrechen handelt. Sternfeld sucht nach dem Wesen hinter der Oberfläche, er spricht die Geschichten an, die mit den Orten und Gegenständen seiner Aufnahmen verbunden sind und schärft den Blick für die Zivilisation und die Natur. Das macht ihn noch zu einem wichtigen Chronisten. Eine wichtige Ausstellung.

„Joel Sternfeld – Farbfotografien seit 1970“ I Bis 23.10. I Museum Folkwang Essen
www.museum-folkwang.de

TH

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