Für eine Ausstellung in der „Situation Kunst“ ist Erich Reusch der ideale Künstler. Seine Skulpturen sind im Park permanent zu sehen, er ist mit etlichen Platzgestaltungen im Ruhrgebiet und in Düsseldorf, wo er als Professor an der Kunstakademie gelehrt hat, vertreten. Zudem bringt Reusch mit seinen skulpturalen Pioniertaten, die vor dem amerikanischen Minimalismus datieren, die Position von Max Imdahl, der als Kunstwissenschaftler an der Ruhr-Universität einflussreich die künstlerische Avantgarde begleitete und Namensgeber der „Situation Kunst“ ist, auf den Punkt.
Aber vor allem ist Reusch ein großartiger Künstler, der mit einfachen Dingen Sensationelles erreicht und zeitlebens experimentell arbeitet. Wichtig zu wissen: Der 1925 geborene Erich Reusch hat auch Architektur studiert und dieses Metier hauptberuflich ausgeübt, ehe er ganz auf die Bildende Kunst umgeschwenkt ist. In der Skulptur wendet er sich schon in den 1960er Jahren einer extremen Verknappung hin zur stereometrischen Form zu, die er zugleich aufbricht. Sein großes Thema ist der Raum, der sich mittels der Schwerkraft ereignet. Reusch entwickelt Felder in der Landschaft ebenso wie im urbanen Terrain, welche die Umgebung aktivieren, aufladen, Situationen erst definieren und die körperliche Bewegung als Fragestellung mitdenken. „Kompatibel“ für den internationalen Kunstmarkt wurde Erich Reusch vor allem mit seinen elektrostatischen Objekten, deren Rußpartikel sich unter der Glashaube mittels Kriechstrom verändern – davon sind ebenso Beispiele in der „Situation Kunst“ zu sehen wie von der frühen linearen Erweiterung der Fläche in den Raum. Zu sehen ist auch Reuschs jüngste Beschäftigung zu den digitalen Medien, mit denen er räumliche Situationen zwischen Aussparung und Erfüllung provoziert und den Raum auf der Fläche simuliert. Über allem aber dominieren die Malstücke, die auf unterschiedlicher Höhe und in verschiedener Formung positioniert sind und lebhaft mit den älteren Plastiken kommunizieren. Ein Fest der Farben und der Formen, mit uns dazwischen.
„Erich Reusch – Der Raum ist das Ereignis“ | bis 30. September in der Situation Kunst (für Max Imdahl) | Bochum-Weitmar, www.situation-kunst
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