Ein runder Tisch, umgekippte Tische, mitten drin ein zerbrechlich wirkender Professor. The wall to wall is calling, it lingers, then you forget, ohhh, you’re a Rock’n’Roll suicide. Der David Bowie-Song von 1972 geistert in meinem Kopf herum, als ich die hintersten Räume im privaten DKM Museum in Duisburg betrete. Christiane Möbus und Timm Ulrichs werden hier gezeigt. Zwei Totalkunst-Helden der 1980er, die es zwar beide zur Professur, aber nie an die Spitze des Kunstmarktes geschafft haben. Ihr gemeinsames Lager in Hannover quillt also über, gute Chancen für eine Retrospektive, eine Reise in vergangene Zeiten, einen Blick in den Quell des Depots. Daraus wurde leider nichts.
Die Stücke, die reichlich flüchtig im Raum verteilt wurden, sind nicht notwendigerweise die Arbeiten, die Respekt generieren. Tiefpunkt sicher das olle Jahreszeiten-Bild von Ulrichs („The four Seasons“), das eigentlich Möbus gehört. Weiter hinten durften die beiden jeder einen kleinen Raum bestücken. Ulrichs hat hier seinen Haufen Kilometersteine (1969) installiert, Möbus die Antilopengehörne mit Wurfringen. Mehr nicht. Der ehemalige Münsteraner Kunstprofessor hatte noch einen ganzen Lieferwagen mit Arbeiten vor der Tür. „Die müssen wir jetzt wieder mit nach Hause nehmen“, sagt er ziemlich enttäuscht. Sein Lager bleibt voll. „Können sie alles kaufen“ Ulrichs grinst und versetzt uns dabei 25 Jahre in die Vergangenheit, als er noch Schilder mit Aufschrift: „Betreten der Ausstellung verboten“ oder auch den berühmten Sarg, dessen Deckel sich mit Hilfe abbrennender Kerzen schloss, produzierte.
Auch Christiane Möbus, die Meisterin der ausgestopften Tiere, kann ihre Dimensionen zwischen Skurrilität und Verblüffung nicht so richtig ausbreiten. Entweder sind die Arbeiten zu groß wie „Schneewittchen“ (2007), wo ein LKW eine Wolke aus Tüll hinter sich herzieht, oder sie scheinen nicht in die merkwürdige Dramaturgie zu passen. Zentral ihr Tisch mit drehbarer Platte, die am Rand ein kreisrundes Loch hat. Immer nach einer elektrischen Volldrehung kann man in ein Kistchen blicken, wo Erika wächst (1997). Einen Moment nur, dann hat es die Platte wieder verschlossen. „Den Tisch habe ich aus einem Theaterfundus“, erklärt sie. Warum er diese technische Einrichtung hat, weiß sie aber nicht.
„… aus einem Lager „ I Christiane Möbus und Timm Ulrichs I bis 1.4.2012 I Museum DKM, Duisburg I 0203 93 55 54 70
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – Ruhrkunst 02/24
Diplomatie kreativ
Ingo Günther im Kunstverein Ruhr in Essen – Ruhrkunst 02/24