Mit seinem Projekt Asps Von Zaubererbrüdern gibt sich Frank „Asp“ Sprengel seiner Leidenschaft, dem Geschichtenerzählen, hin. Schon mit seiner Band ASP wurde er in der Schwarzen Szene als begabter Schreiber von Schauermärchen bekannt. „Gothic Novel Rock“ nennen ASP ihren musikalischen Stil und beziehen sich damit auf das literarische Genre der Schauerliteratur. Allein die ersten fünf Alben, die ASP veröffentlichten, erzählen eine ganze Geschichte: die des Schwarzen Schmetterlings, der, das Dunkle im Menschen repräsentierend, den Protagonisten und dessen finstere Seite immerzu herausfordert. Auf den Schwarzen Schmetterling folgten ein Album zur Krabat-Sage und der dritte Liederzyklus „Fremd“ über die Verlorenheit in der eigenen Welt.
Mit den Jahren entwickelte sich die Musik der Rockband in eine Folk-lastigere Richtung und verzichtete auf die Dominanz von elektronischen Elementen. Der Wandel kam an – eine Unplugged-Konzertreise begeisterte die Fans sogar so sehr, dass Sprengel dem Konzept ein Eigenleben schenkte. 2011 gründete er mit Asps Von Zaubererbrüdern eine Folkformation, die auf harte E-Gitarrenriffs und Synthesizer völlig verzichtet und in Akustikbesetzung auftritt. Gemeinsam mit seinen Zaubererbrüdern und -schwestern spielt Sprengel nun ASP-Klassiker unplugged und widmet sich noch intensiver seinen düsteren Fantasien.
Der Erfolg der ersten „Zwielichtgeschichten“-Tour forderte eine baldige Fortsetzung, und nun sind Asps Von Zaubererbrüdern mit neuem Programm wieder deutschlandweit auf Tournee. Gleich zwei Termine spielte die Band in der Christuskirche, einen davon sogar vor ausverkaufter Halle. Im Hintergrund Bilder von einer mystischen Naturlandschaft, luden die sieben Musiker mit Schlagzeug, Akustikgitarre, Violine, Cello, Dudelsack und Notenständer im Gepäck ein, an einer Reise in Asps dunkelromantische Fantasiegespinste teilzunehmen.
Wo normalerweise lange Ledermäntel auf der Bühne flattern und Asp, das Gesicht weiß gepudert und Augen und Lippen schwarz umrandet, zu aggressiven Rhythmen die Dunkelheit besingt, erscheint im Kirchenschiff fast schon unscheinbar ein Mann mit sympathischem Lächeln. Was bleibt, ist die vielfältige und mitreißende Stimme Asps, hervorragend in Szene gesetzt von seinem Folk-Ensemble und künstlerischen Texten. Die Musik wirkt nicht leer ohne den Beistand von Keyboard und E-Gitarre, im Gegenteil. Die ausgewogenen Melodien und zurückhaltenden Momente lassen Asp aufblühen und multiplizieren den Gänsehautfaktor seiner Bassstimme. Gekonnt variiert er zwischen zurückgenommenen, beschwörenden Augenblicken und lauten, offensiven Gesangspassagen. Zwischen den Stücken rezitiert er selbst verfasste Gedichte, die kleine Geschichten von Liebe, Einsamkeit und Vergänglichkeit erzählen. Erstaunlich dabei ist, wie er diese düstere Thematik mit einem Augenzwinkern und viel Humor vortragen kann, ohne dass sie ihren tieferen Sinn einbüßt.
Zwischen den Bandmitgliedern stimmt die Harmonie. Es herrscht ein ausgeglichenes Verhältnis der Instrumente, und obwohl Asp als Frontmann oft Mittelpunkt des Geschehens ist, so steht doch niemand völlig im Hintergrund. Besonders begeistern die Soli der Violinistin Ally Storch, die schon in der Vergangenheit oft mit ASP zusammenarbeitete. Neben eigens von und für das Projekt geschriebenen Stücken erfreuten Asps Von Zaubererbrüdern ihr Publikum auch mit ASP-Klassikern wie „Duett – Minnelied der Incubi“ und aktuellen Songs wie „Wechselbalg“, neu interpretiert und akustisch mit einer ganz eigenen Atmosphäre versehen.
Im Herbst sind ASP wieder in altbekannter Besetzung unterwegs: Der Oktober steht im Zeichen der „Verfallen“-Tour, in deren Rahmen die Band unter anderem für ein Konzert nach Oberhausen kommt. Zu diesem Anlass werden Verstärker und Ledermantel wieder ausgegraben und die Fans zu intensiven, aufwendigen Konzerten eingeladen. Doch der anhaltende Erfolg, den die Zaubererbrüder seit ihrer Gründung feiern, lässt auf eine erneute Wiederholung ohne Elektronik hoffen.
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