Der wahre Kulturkick
„Halbzeit“ im Museum Bochum - Ruhrkunst 07/11
Es ist Halbzeit. Zeit für Currywurst, Bier und Kunst. So war es einmal geplant, doch so wird es nicht stattfinden. „Das ist schade“, sagt Museumschef Golinski bei der Eröffnung von „Halbzeit – Elf Freundinnen sollt ihr sein“. Ursprünglich sollten auch Installationen im VfL-Stadion zu finden sein. Doch sind wieder nur im Musentempel die Arbeiten des Bochumer Künstlerbundes zur Frauenfußball-WM 2011 in Bochum zu sehen und werden damit dennoch Teil eines umfangreichen bundesweiten Kulturprogramms der Fédération Internationale de Football Association (FIFA), Abteilung Deutscher Fußballbund (DFB). „Das Programm ist bunt und vielfältig – so wie die Kultur des Frauenfußballs selbst“, sagt DFB-Boss Theo Zwanziger. Die Herangehensweisen an das Thema Frauenfußball sei entsprechend unterschiedlich: Kinderkunstwerke, Mädchenradio, interreligiöses Fußball-Camp, Fanzine-Workshops − das seien nur einige der geförderten Initiativen.
Hier wird schon klar, was die männlichen Fußballgötter meinen, wenn sie Kultur sagen, aber Currywurst mit Bier denken. Dabei macht Kunst ja auch Mühe, nur niemand will dass nach dem vierten Becher mehr wissen. Karl Valentins Spruch ist da so abgedroschen wie der vom nächsten Gegner, der der Schwerste ist. Dabei ist der Ansatz im Bochumer Museum gar nicht so schwer zu begreifen. Es geht um die integrative und emanzipatorische Kraft des Frauenfußballs, seine Bedeutung für die Rolle der Frau in der Gesellschaft und damit für die Entwicklung der Gesellschaft selbst. Sechs Künstlerinnen und drei Künstler setzen sich damit auseinander, zwischen raumgreifenden Installationen und Fotoserien steht da natürlich auch ein Kicker – barrierefrei. Und so schauen sie stumm von den Wänden, die jungen Fußballerinnen porträtiert in schwarz-weiß, da kämpfen sie eingefroren um Ball und Meisterschaft, während gleich nebenan das neuronale Netzwerk aus schwarzen Strumpfhosen und medialen Bällen das System analysiert. Erst seit 1970 dürfen die Frauen wieder vors Leder treten, Fußball galt nach 1955 als Kampfsportart und Psychologen warnten vor männlichem Treten und wippenden Busen. Sportkulturell scheint der DFB nicht viel weiter zu sein.
„Halbzeit – ELF Freundinnen sollt ihr sein“ I Bis 31.7. I Museum Bochum
0234 910 42 30
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