Sex, drugs and rock ́n ́roll. Sexy-mini-super-flow-er-pop-op-cola. Aufblasbare Sessel. Mit Parka und Lambrusco im Park. Die Gegenbewegung zum Gammel-Look ist jetzt im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen – in der Ausstellung „High Sixties Fashion“. Zu sehen sind Modefotografien und -Illustrationen, aber auch eine Sammlung aus Kleiderschränken Dortmunder Bürgerinnen und Bürger, neben Designschätzchen und DM-Flipper.
Wer hätte damals in den wilden Jahren gedacht, dass man sich nach dem Mittagsessen umziehen sollte, ein schwarzes Nachmittagskleid aus Or- ganza etwa oder im Urlaub die Parlazzopyjamas für den Strand. Was heute ein wenig antiquiert in schwarzweißen Fotos daher kommt, war damals die ziemlich unbekannte Modeavantgarde und auch heute noch haben beispielsweise die groß- artigen Arbeiten des spanischen Modezeichners Antonio Lopez (1943-1983) ihren Reiz. Antonio war berühmt für seine ausgefallenen Requisiten auf den Bildern und seine grellen Neonlicht-Far- ben, die schon damals die Austauschbarkeit von Massenkultur und Konsumsucht fast nebenbei karikierten.
Diese Modebilder wurden jetzt in neuen Zeitschriften verbreitet: Die französische Elle, die englische Queen, die deutschen Petra und Brigitte wurden zu Foren für junge modebewusste Frauen. Mit twen erschien von 1959 bis 1971 ein progressives Heft.Die Modefotografen der „High Sixties“, darunter Helmut Newton, Regi Relang und F.C. Gundlach, lieferten dafür die imageträchtigen Bildinsze- nierungen. Neue Unikat-Models wie Twiggy oder Veruschka betraten die Bühne, auf der auch eine blutjunge Sängerin namens Esther Ofarim 1965 ein „Ensemble mit dunklem Minirock“ bewarb.
Die Ausstellung bietet auch Einblicke in die Neu- erungen bei den Modethemen der „High Sixties“. Das sind auf der einen Seite der englische Look, durch Mary Quants originelle Minikleider geprägt. Aber auch die Pariser Couturiers, insbesondere Pi- erre Cardin und André Courrèges, die mit ihrem Space-Look ungewöhnliche Kollektionen auf den Markt brachten, die bis heute nichts an Faszina- tion verloren haben. Eine wirklich sehenswerte Ausstellung.
„High Sixties Fashion“ Bis 18.9. Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund
0231 502 55 22
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