Eine merkwürdige Ausstellung. Nichts als Tiere, auf allen drei Stockwerken der Kunsthalle Recklinghausen, aufgenommen als Fotografie. Tiere, die einen direkt anschauen, die mit sich beschäftigt sind, in der freien Wildbahn oder im domestiziertem Gehege. Haustiere ebenso wie exotische Tiere. Schade ist, dass die Ausstellung nicht um plastische Arbeiten (wie etwa die von Thomas Grünfeld oder Johannes Brus) erweitert wurde, also das Tier wieder in den Realraum zurückbringt. Freilich stammt die gesamte Ausstellung aus einer Quelle, der DZ Bank Kunstsammlung in Frankfurt, die sich in ihrer Aktivität auf Fotografie konzentriert und einzelne Aspekte ihrer rund 6.500 Werke umfassenden Sammlung auf Ausstellungstourneen schickt. So eindrucksvoll in Recklinghausen nun also die unterschiedlichen Perspektiven zum Tier zusammenwirken und in großzügigen Werkkomplexen verdeutlicht werden, früher oder später geht einem die Konsequenz der rund 150 Fotografien auf die Nerven. Dann aber wird es interessant. Man spürt die Tiere im Rücken, fühlt sich von den Affenporträts beobachtet, und man macht unterschiedliche Charaktere aus, die vielleicht doch mehr mit uns selbst zu tun haben, als uns lieb ist. Die Fotografien führen Temperierungen vor Augen. Dokumentarisch, zeitgeschichtlich sind die s/w-Aufnahmen etwa von Will McBride und Barbara Klemm; surreal irritierend hingegen die blauen Schnecken von Timm Ulrichs. Zeichenhaft (und für ihn eigentlich unerwartet) ist das Alphabet von William Wegman; entrückt-monumental Johannes Brus. Kalkuliert-sachlich sind dagegen die artifiziellen Situationen von Lucinda Devlin; betörend wirkt das Ambiente bei Sonja Braas; angriffslustig springt uns der Hai von Robert Longo an. Aber stellt er nicht das Ende der Ausstellung dar, da wo die Medien nicht mehr klar sind, ohnehin der Einsatz des Digitalen zu hinterfragen wäre? Hier ist das Kuckucksei eine Zeichnung. Also man sollte genau schauen, immer und überall in dieser Ausstellung. Dann wird es richtig interessant ...
„Für Hund und Katz ist auch noch Platz“, bis 9. September in der Kunsthalle Recklinghausen, www.kunst-re.de
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