Laserblitze wanden an der Spitze entlang, bilden Formen, Muster, ziehen den Betrachter in die Höhe, er glaubt zu schweben und liegt doch auf der Matratze unter einer riesigen Trapezzelt-Installation. „Laser Cone“ und ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Gebaut hat sie der koreanische Medienkunstguru Nam June Paik (1932-2006) gemeinsam mit dem Amerikaner Norman Ballard. Nach seinem Schlaganfall hatte sich Paik viel mit Laserstrahlen und ihrer Wirkung beschäftigt. Jetzt zeigt ihn das Düsseldorfer Museum Kunst Palast im Rahmen der Quadriennale und in Zusammenarbeit mit der Tate Liverpool.
Nur noch drei Wochen ist die retrospektive Ausstellung zu sehen, und es wird das letzte Mal sein, dass eine derartige Querschnitt-Sammlung zu bewundern sein wird. Das liegt nicht zuletzt an dem technischen Material, mit dem der Künstler Zeit seines Lebens gearbeitet hat, und das jetzt langsam, aber sicher mürbe wird. Welches Museum oder welcher Sammler trennt sich schon gern für längere Zeit von einem wertvollen Exponat, für das es keine Ersatzteile mehr gibt? Und ein Faktor kommt noch dazu: Nur mit Spezialisten wie Mitkurator Jochen Saueracker, der seit 1983 Assistent des Koreaners war, lassen sich die komplizierten Installationen überhaupt noch aufbauen. „Die aktuellste Frage ist die nach Authentizität“. Das sei ein wichtiges, bisher noch nicht gelöstes Problem bei Medienkunst überhaupt, erklärt Saueracker schon zu Beginn der Ausstellung. Wer darf überhaupt bestimmen, was und wie bei den teilweise recht umfangreichen Arbeiten Paiks ersetzt, erneuert oder zumindest wieder instandgesetzt wird.
Aber Paik war nicht nur Kunst-Techniker, er war auch Filmemacher und Musiker. Angefangen hat alles in den frühen 1960er Jahren in der Fluxus-Bewegung. Davon zeugen nicht nur zahlreiche Vitrinen mit Papierarbeiten (wie die berühmten Krawattenzeichnungen) und noch nie gezeigten Erinnerungsstücken oder die vier Tonbänder als Hommage an John Cage. Auch Dokumentarfotos seiner Performances, Konzerte mit Joseph Beuys und Charlotte Moorman, die damals nackt ein Paik-Cello mit Fernsehern gespielt hat, das jetzt im Museum steht. Viel Publikum hatte die Avantgarde damals nicht, das änderte sich, als Paik die Videokunst „erfand“. 1963 hatte er bereits mit Manipulationen des laufenden Fernsehbilds begonnen. Motto: „Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert – jetzt schlagen wir zurück.“ Daraus haben sich im Laufe der Zeit ziemlich große Installationen entwickelt. Gleich 52 Monitore hat die Videowand „Internet Dream“ von 1994 und zeigt bewegungsintensive Schnipsel, die der Künstler in Monaten zusammengeschnitten und komponiert hat, und die quasi das Entree in diese Ausstellung bilden. Mein Highlight seit Jahren bleibt der Videosynthesizer von 1969 eine Etage höher. Bis heute habe ich keinen blassen Schimmer, wie das Ding funktioniert. Aber es macht tolle Schnipsel. Und Tiere mögen die auch, weshalb auch echte Paik-Guppi-Fische im Museum Kunst Palast leben. Wieso? Fahren Sie hin.
Nam June Paik: bis 21.11.
Museum Kunstpalast Düsseldorf I 0211 899 02 00
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