Miniaturwelten unter Plexiglaskuppeln, bevölkert von Strichmenschlein und geometrischen Architekturformen. Winzige Möbel in Gießharz. Moosbäumchen unter Folie. Verschwommene Biotope in transparenten Kuben neben hermetischen Guckkästen, in denen sich aus Licht, Prismen und Spiegeln unendliche Räumlichkeiten entfalten. Manches dreht sich, manches leuchtet und tönt… Es ist eine Freude sich wieder durch analoge Museumsräume zu bewegen und die Objekte zu umrunden, die Friederike Klotz aus einfachsten Materialien in bemerkenswerter Medien- und Technikvielfalt erschaffen hat. 2003 war die Berliner Bildhauerin schon einmal in einer Gruppenschau in Bochum zu Gast. Nun konnte sie im unteren Ausstellungstrakt einen reizvollen Parcours aus ihren Werken der letzte 20 Jahre arrangieren.
Miniaturen und Modelle bedienen normalhin die neugierige Betrachtung aus der Distanz: Monumentales wird verkleinert und konzentriert, um den Blick fürs Ganze zu schärfen und geordnete Übersicht zu bieten. Klotz formt spielerisch das Gegenteil: poetische Uneindeutigkeiten. Mit jedem Schritt um ein Werk, jedem neuen Blickwinkel in die Objektkästen verschiebt sich die Perspektive. Von der Seite betrachtet, scheint ein Plexiglaskubus leer; von vorn zeigt er sich belebt von unzähligen winzigen Männlein, die in Kreisen laufen oder beim Turmbau zu Babel die Illusion von Bewegung und Raumtiefe erzeugen.
Wie hat die Künstlerin das bloß gemacht? In liebevoller Handarbeit, mit schwarzem Marker skizziert, konstruiert, gespiegelt, geschichtet, ummantelt – und wieder verschleiert. Mit der Kamera zoomt sie mitunter hinein in das rätselhafte Innenleben ihrer Skulpturen; die Fotoprints changieren zwischen Tiefenschärfe und verwaschenen Details, einfach nicht klar zu fassen. Und daher unfassbar faszinierend.
Friederike Klotz – Inwieferno | bis 29.8. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
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