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J. Sternfeld, Washington D.C., August 1974, digit. C-Print
Künstler u. Luhring Augustine, NY

Genau im Blick

25. August 2011

Die Fotografien von Joel Sternfeld im Museum Folkwang in Essen - RuhrKunst 09/11

Joel Sternfeld ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Der 1944 in New York geborene und dort auch lebende Fotograf verfügt über einen feinen Humor und ist hochkonzentriert bei seinen Ausführungen; er bringt auf den Punkt, was ihm wichtig ist. Nein, er möchte nicht fotografiert werden. Nein, das begleitende Buch sollte eben kein konventioneller Ausstellungskatalog werden, sondern beschränke sich auf die frühen Bilder. Die Werkgruppen verstehe er als Einheit. Überhaupt: Das Buch sei ihm wichtiger als die Schau .... Tatsächlich kennzeichnet Sternfelds fotografische Tätigkeit ein hoher konzeptueller Anteil. Er sucht für jede neue Werkgruppe nach der adäquaten Umsetzung und geht dem manchmal über Jahre nach. „Eine Fotografie ist mehr als der Moment der Aufnahme“, sagt Joel Sternfeld, der sich folglich auch gegen die Ästhetik des Schnappschusses wendet.

Die Ausstellung, die ihm das Museum Folkwang als erstes deutsches Institut eingerichtet hat, ist eine Art Werküberblick ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre bis heute. Schon sehr früh vollzieht Sternfeld den Wechsel von s/w auf Farbe, als einer der Pioniere der amerikanischen „New Color Photography“. Sein Werk bewegt sich zwischen den Polen Landschaft mit ihren jahreszeitlichen Änderungen und klimatischen Verschiebungen und den Details im Stadtraum. Zu sehen sind zivilisatorische Eingriffe; daneben sind umfassende Serien mit Porträts von Amerikanern entstanden. Sehr schnell wird klar, wie genau diese Bilder komponiert sind und wie exakt Sternfeld mit Farbe umgeht. Er verwendet sie ausgesprochen vorsichtig, darin sehr pointiert. Dabei scheint mitunter eine subtile Ironie auf, etwa wenn bestimmte Farben in anderem Kontext wiederkehren oder sich durch die Perspektive Größenverhältnisse verschieben. Überschaut man dieses Œuvre, so könnte man sagen, dass Joel Sternfeld sehr konsequent und in beeindruckend dichten Bildern dem Wesen und „Eigentlichen“ seiner Heimat Amerika auf der Spur ist. Seine fotografischen Serien sind geradezu soziologische Studien, ausgeführt mit hoher Exaktheit und mit genauem Blick.

„Joel Sternfeld“ I bis 23.10. I Museum Folkwang Essen I 0201 884 54 44

THOMAS HIRSCH

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