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Friedhof an der A40
Foto: Sebastian Mölleken

Leblos hinter der Lärmschutzwand

26. Oktober 2011

Sebastian Mölleken zeigt die Region, wie sie ist – Ruhrkunst 11/11

Neben der A40 lässt es sich gut ruhen. Gleich hinter der Lärmschutzwand liegt ein Friedhof, die Geräusche des Ruhrschnellweges sind immanent. Ein stiller Hain ist das nicht und doch sympathisch symptomatisch für den pragmatischen Umgang der Ruhrgebietsbewohner mit ihrer Umwelt. Nicht anders wirken die Fotos des jungen Fotografen Sebastian Mölleken, dessen Arbeiten gerade im Rundeindicker der Zeche Zollverein in Essen zu sehen sind. Da ist der Raum schon ein Hingucker. In den Rundeindickern wurde zu Betriebszeiten der Zeche der in Wasser gebundene, feine Kohlenschlamm für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Heute wird in einem der beiden Räume der Film RUHR360 Grad gezeigt, der andere gleicht als Ausstellungsraum einem antiken Theater.

Hier hängen jetzt zwölf Bilder, zwölf Portraitfotos und ein Diaprojektor. Mölleken spürt nach der „nichtinszenierten Inszenierung“, und das eben dort, wo wir nicht hinschauen können und eigentlich auch nicht wollen, auf 89 Kilometern in fast gerader Linie hinter den Schallschutzwänden zwischen Moers und Dortmund. Da finden sich als Motive banale Ensembles aus Container, Gabelstapler und Dixi-Klo, da zeigt der Fotograf eine Reihe Wohnwagen, die wie ein serieller Skulpturenpark die Landschaft markiert. Dazu Schrottautos, eingeschweißte Heuballen oder lehmige Hügel mit Baustellenfahrspuren. Menschen sind nicht zu entdecken, nur gelangweilt dreinblickende Kühe unter einer Autobahnbrücke.

Die zwölf Geschworenen der Region hat Mölleken separat gehängt. Einfache Portraits von einfachen Menschen, die alle bereits Rentner sind oder bürgerlichen Berufen nachgehen. Vom Platzwart über die Bauarbeiter oder eine Sekretärin, sie sind die Stars vor grauem Hintergrund und Teil seiner Diplomarbeit „Die Exotik im Naheliegenden“ (2009 an der FH Dortmund), für die er bei seinen Fotos kein künstliches Licht verwendete und nicht nachbearbeitet hat, ein wohltuender Kontrast zu den megabunten Werbebildern für ein so nicht existierendes Ruhrgebiet vor der Eingangstür. Wenn man schon das RuhrMuseum besucht, sollte man die paar Stufen zu den zwei Rundeindickern nicht scheuen, eine schaurigschöne Aussicht gibt es dazu.

„A40“ I bis 30.11. I Zollverein Essen (BesucherPortal) I 0201 884 52 00

PETER ORTMANN

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