Ganz plakativ in poppigen Farben zeigen Tina Herchenröthers Acrylbilder gleich am Eingang, worum es in der Ausstellung geht: um Liebe. Nach der einsamen Coronazeit beleuchten acht Künstlerinnen und ein Künstler die Liebe als emotionale wie körperlich-sinnliche Beziehung zwischen Menschen. Ähnlich klassisch ihre Techniken: Bild und Skulptur, Foto und Film und als Special ein Live-Rollenspiel.
Mit künstlerischem Blick kombinierte Kuratorin Dagmar Lippok im größten Raum Aleksandra Belics kompromisslose Malerei und anrührenden Tonfiguren mit dem Fotoprojekt von Marlene Apmann und Anja Bohnhof zu indischen Hochzeiten, ehemalige Bräute und leere Locations am Tag danach. „Love comes later“ – oder auch nicht. Kurze Videos im hinteren Ausstellungstrakt dokumentieren Klara Hobzas Versuche, mit technischem Megaaufwand Lichtbotschaften in die Nacht zu morsen oder Liebesbriefe als gefalteten Papierflieger bei stürmischem Seewind zu starten. Für Brenners beklemmenden Stop-Motion-Film „Final Call“ im Kellerkino sollte man unbedingt eine gute halbe Stunde Zeit einplanen.
Zum Konzept gehört, das Künstlerhaus während der gesamten Ausstellungszeit zu beleben und mit und ohne Veranstaltungen als offene Bühne zu gestalten. Eine Rolle spielt dabei das „Schützenkorps Europa“, eine lockere Truppe, die Jody Korbach für performative Interventionen ins Leben rief, Guerillataktik inklusive: auftauchen, Aktionen anstoßen, abtauchen. Die Künstlerin hatte Wege gesucht, negative Gefühle wie Scham und Schuld besser auszuhalten, und für sich das Kollektiv als Schutzraum entdeckt. Im Schützenkorps-Raum umrahmen Korbachs Text-Bilder und zwei atmosphärische Fototapeten einen Tisch mit Stühlen inmitten – es entsteht ein offener Begegnungsraum für Besucheraustausch, Künstlertalks und andere Überraschungen.
Carl Brandi, Schützenkorps-Mitglied, lädt zum Rollenspiel in seine eigene „Höhle“. Die Wände malte er mit Waldbildern aus, hängte die Decke ab und einen Vorhang vor den Eingang. An Veranstaltungstagen betritt man hier eine Bühne, schlüpft in Kostüme und nimmt Requisiten auf. Der Performer entwickelte eine Spielhandlung rund um „Idunas Äpfel“ als Crossover aus germanischer Mythologie, Fantasy, Fußball und Verschwörungstheorien; es geht auch um Romantik und Idealisierung – eine Einladung zum „Liebesspiel“.
love/love – Gruppenausstellung zum Thema Liebe | bis 1.10. | Künstlerhaus Dortmund | 0231 82 03 04
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