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Stätte des Museums für Geldgeschichte, das Haus Kemnade in Hattingen
Haus Kemnade

Mal bezahlen mit der Axt

28. Februar 2011

Traditionelle Zahlungsmittel aus Asien, Ozeanien und Afrika - Kunstwandel 03/11

Bezahlen mit dem guten Namen, das funktionierte schon in der Antike nicht mehr. Schon vor über 5.000 Jahren kannte man in China den Wert des schnöden Mammons, zahlte für Dienstleistungen jedweder Art eine Belohnung. Die Kaurimuschel (kleine Schnecken auf Fäden gefädelt) wurde in Papua Neuguinea noch bis 1961 benutzt, zwar nur mit symbolischem Charakter, dafür aber hochoffiziell.

Im Museum Haus Kemnade, einer ehemaligen Wasserburg auf Hattinger Geländer, kann man nun den traditionellen Zahlungsmitteln aus Asien, Ozeanien und Afrika nachspüren. „Kauri. Kina. Kissipenny“ heißt die interessante, umfangreiche Ausstellung, die das „Geld“ nach Erdteilen in großen gläsernen Vitrinen sortiert zeigt. Am Wichtigsten dabei ist das Schauen. „Das ist keine wissenschaftlich strukturierte Exponatenschau, eher eine Wunderkammer“, sagt Bochums Museumschef Hans Günter Golinski bei der ersten Besichtigung.

Geld spielt in der historischen Wasserburg, deren Errichtungsdaten bis heute nicht geklärt sind, seit sieben Jahren eine besondere Rolle, seitdem ist hier auch das Museum für Geldgeschichte der Sparkasse Bochum und eine bedeutende Spardosensammlung untergebracht. Die brauchten die Indonesier auf der kleinen Insel Alor ganz sicher nicht. Bis 1914 waren dort die „Mokkos“, sanduhrförmige Messingtrommeln, die Hauptwährung. Verzierte Gongs galten als Kleingeld. Das System beinhaltete auch ein Kreditwesen. Wer beispielsweise einen Brautpreis nicht bezahlen konnte, lieh sich dafür eine Mokko und musste nach einer festgelegten Zeit ein größeres Exemplar zurückgeben.

In Ozeanien zahlte man traditionell mit Muschelgeld, dem Kauri. Als Schmuckplatte um den Hals getragen nannte man das Geld Kina, man hatte es aber aus der Perlenauster hergestellt. Für die Ahnen hatte man symbolisches Bambusgeld. Alles ist ganz schön unüberschaubar, hat aber eine ganz eigene Ästhetik, die sich, in Vitrinen geräumt, weit vom Kunsthandwerk entfernt hat. Ganze 450 Exponate hat Jürgen Stollmann, Leiter des Museums für Geldgeschichte, zusammengetragen. Unter den ausgefallenen Leihgaben auch das Sühnegeld bestehend aus 60.000 roten Federn eines Kardinalvogels. Auch wenn der sicher nicht begeistert war, musste schließlich die Familie für den Ausfall ihrer Tochter als Arbeitskraft adäquat entschädigt werden.

Wie Polynesier das Problem lösten, zeigt eine komplette Muschelwerkstatt zur Geldherstellung. Eine interessante Idee, die heute allerdings bei uns unter Strafe steht. Fehlt aus dem Titel noch der merkwürdig vertraut klingende Begriff Kissipenny. Mit Münzen hat das immer noch nichts zu tun, eher mit dünnen, seilförmig gedrehten Eisenstäbchen mit flach ausgeschmiedeten Enden. Sie galten an der afrikanischen Westküste als eher geringfügiges Zahlungsmittel, das meist auch zu Bündeln zusammengepackt war. Und weil sie beim Stamm der Kissi so beliebt waren, nannten die europäischen Kolonialherren sie analog zu dem Britenpenny Kissipenny. Im Kongo mussten sie sich dagegen vor dem Zahlungsmittel Nspa fürchten. Äxte waren dort Kriegswaffen und Zahlungsmittel zugleich. Dann schon lieber Messingtrommeln.

Kauri.Kina.Kissipenny I bis 31.7.2011
Haus Kemnade, Hattingen I 0234 90 42 30

Peter Ortmann

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