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Mit feinem Strich

29. November 2012

Bernard Schultze in Duisburg – Ruhrkunst 12/12

Eine gute Idee förderte eine Art Label: 1982 fand im Saarland-Museum Saarbrücken eine Diskussion mit den führenden deutschen Künstlern der Nachkriegs-Avantgarde unter dem Titel „Symposion Informel“ statt. Gemeint war eine gegenstandsfreie Kunst, die spontan, gestisch, bevorzugt starkfarbig war. Aber lassen sich Künstler wie Bernard Schultze und Emil Schumacher, die in Saarbrücken dabei waren, uneingeschränkt dieser Stilrichtung zuordnen? Als Schultze 2005 in Köln starb, hatte er ein Werk geschaffen, das in Gemälden, Zeichnungen und Plastiken vor allem feinnervig surreal, also gegenständlich ist. Bekannt sind vor allem seine „Migof“-Objekte aus Textilstücken, die, über Drähten gespannt, farbig bemalt sind. Seit 1961 entstanden diese kleinteiligen Schichtungen, die noch zeigen, was Schultze bei seinen Malereien interessiert hat. Im Blättrigen der Fetzen zeichnet sich dichte Vegetation, gar etwas Höhlenartiges ab, mitunter lassen sich Figuren, eine Windsbraut erkennen – Schultze gibt den Realitätsbezug nie ganz auf. Aber es geht ihm um Spontaneität, um einen freien Umgang mit Form, die zugleich Farbe ist: „Es entsteht etwas nach allen Seiten hin, füllt die Leinwand. Das einzige, was ich kontrolliere, ist die Balance der Klänge und Formen.“

Bernard Schultze wurde 1915 in Westpreußen geboren, nach dem Krieg kam er nach Berlin, dann zunächst nach Frankfurt, wo er Mitglied der Gruppe Quadriga wurde, deren Künstler bevorzugt wolkige Farbfelder malten. Schultzes Bilder entwickeln sich aus vielen, meist knappen Strichen. Tatsächlich schließt er sich einige Zeit den abstrakten Künstlern an, entwickelt dies aber zu einer Figuration, die aus dem Unterbewusstsein heraus entsteht. Erst im Alter kommt er wieder zur Unabhängigkeit der Farbe, die nun aquarellhaft „duftend“ wirkt. Aber immer bleibt doch die Erinnerung an Vegetation, Landschaft, Figur. Diese Bilder und Objekte von Schultze, der immerhin dreimal zur documenta eingeladen wurde, waren lange nicht mehr Gegenstand einer großen Ausstellung – umso verdienstvoller ist jetzt die Werkschau in der Küppersmühle.

„Bernard Schultze – Gegenwelten“ I bis 20.1. I Museum Küppersmühle in Duisburg I www.museum-kueppersmuehle.de

THOMAS HIRSCH

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