Am Standort Düsseldorf war diese Ausstellung überfällig, aber eigentlich nicht nur dort. Horst P. Horst, dem das Düsseldorfer NRW-Forum eine gediegen opulente Werkschau widmet, wurde mit Modefotografie bekannt und in der Modebranche berühmt. Er ist mit seiner Auffassung von Licht, Ausdruck und Körper im Raum aber auch Vorbild für Generationen von Fotografen.
Geboren wurde er 1906 als Horst Paul Albert Bohrmann in Weissenfels. Nach einem Studium an der Kunstgewerbeschule in Hamburg ging er nach Paris, um beim Architekten Le Corbusier zu arbeiten. Protegiert von George Hoyningen-Huene wurde er dort ab 1932 als Fotograf für die Vogue tätig: zu einer Zeit, als die Fotografie an Stelle der Modezeichnung trat. 1939 übersiedelte er nach New York, er wurde amerikanischer Staatsbürger und änderte seinen Nachnamen in Horst. Seine Arbeitsmittelpunkte waren von nun an Paris und New York – Horst war immer zur rechten Zeit am rechten Ort und er wusste, worauf es bei der Haute Couture ankam. Mit seinem Sujet ist ein gewisses Pathos verbunden. Horst inszenierte, etwa im Stile der Antike oder Romantik, dazu setzte er mehrere Scheinwerfer, arbeitete für seine s/w-Aufnahmen mit Licht und Schatten und erzeugte theatralische Räume. Eine frühe Bezugsquelle war der Surrealismus, so sind in der Ausstellung auch Aufnahmen von Dalí und dessen Frau Gala zu sehen. Daneben treten Porträts von Schauspielern seiner Zeit, ausgestellt sind etwa Bildnisse von Bette Davis, Ginger Rogers und Marlene Dietrich, auch diese in auratischer Verdichtung, wobei Horst nun den Ausschnitt enger nimmt und das Gesicht fokussiert.
Die Ausstellung zeigt aber auch, wie vielseitig Horst auf höchstem Niveau war. Offen für technische Neuerungen, hat er seine Models auch in Farbe fotografiert – seine Cover für Vogue sind in einer Vitrine ausgestellt – außerdem Architektur und Naturformen und Aktdarstellungen in s/w und Interieurs in Farbe aufgenommen. Alles gut. Aber das, womit er auch nach seinem Tod 1999 im Bewusstsein ist, sind die luxuriös auftretenden, präzise komponierten und atemberaubend schönen Modeaufnahmen.
„Horst: Photographer of Style“ | bis 22.5. | NRW-Forum in Düsseldorf | 0211 892 66 90
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Geheimnisse bleiben
Axel Hütte im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 03/25
Leere Millionenstadt
Foto-Ausstellung im Dortmunder Depot
„Sie hatte ihren eigenen Blick auf die Arbeitswelt“
Fotohistorikerin Stefanie Grebe über die Ausstellung zu Ruth Hallensleben in Essen – Sammlung 02/25
Malerische Fotografie
„Foto – Kunst – Foto“ im Clemens Sels Museum Neuss – Kunst in NRW 12/24
„Mangas sind bei der jungen Leserschaft die Zukunft“
Leiter Alain Bieber über „Superheroes“ im NRW-Forum Düsseldorf – Sammlung 11/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
„Keine klassischen Porträtfotografien“
Kuratorin Kerrin Postert über „UK Women“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Sammlung 06/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Kunstvolle Stahlarbeiten
„work comes out of work“ in Bochum – Kunstwandel 01/24
Futter fürs Bildgedächtnis
Pixelprojekt-Neuaufnahmen in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 08/23
Weltreise digital
Daniela Comani im Museum Folkwang – Ruhrkunst 04/23
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24