Es bleibt assoziativ. Natürlich, der langgestreckte, sich zu beiden Enden hin verjüngende Ausstellungsraum des KIT am Düsseldorfer Rheinufer eignet sich vorzüglich für einen intuitiv erfahrbaren Parcours: Eines verweist hier auf das andere. In der aktuellen Ausstellung „Mary & der Vulkan“ nun ist das Ausgangsjahr konkret. Vor 200 Jahren brach in Indonesien der Tambora-Vulkan aus, der Kälte und Dunkelheit bis nach Europa brachte. In dieser klimatischen Verunsicherung schrieben Mary Shelley ihren „Frankenstein“ und John Polidori seinen Roman „Vampyr“. Alles 1816.
Die Ausstellung demonstriert nun, wie eine unterschwellige Bedrohung in Verbindung mit Fantasie und Erzählfreude künstlerische Prozesse initiiert. Sie verlängert den Ausnahmezustand spürbarer Gefährdung in die Gegenwart und zeigt dazu Werke seit damals und bis heute. Verbindend ist der Bezug aller Künstler zur Düsseldorfer Kunstakademie. Dies beginnt – hier chronologisch genannt, in der Ausstellung aber sinnstiftend angeordnet – mit einem Aquarell aus dem Jahr 1840 von Elise Concordia Crola und endet mit Beiträgen aus diesem Jahr, also von der jüngsten Künstlergeneration.
Es gibt etliches Gutes zu sehen, erfreulich ist die Vielfalt der Medien, manches wirkt überdeutlich, einiges übermotiviert, aber als Ausstellung macht das Spaß und ist seinerseits inspirierend. Missglückt ist eigentlich nur der Anfang der Ausstellung mit Rita McBrides aufgelegtem Holzboden, der inhaltlich unverbindlich bleibt und zu einer – wirklich bedrohlichen – Stolperfalle mutiert. Es sind vor allem die etwas älteren Akademieprofessoren, die originelle Zuspitzungen des eigentlichen Themas zu bieten haben: Hans Hollein mit einem Lavagestein-Modell seines Vulkan-Museums, welches den Riss mitten in der Erde veranschaulicht; Katharina Fritsch mit dem Klang von Regentropfen, die immer gleich oder doch verschieden tönen; und Michael Buthe mit einem Video, in dem die Stimme von Udo Kier gruseln lässt. Etwas brachial, gewiss. Aber entscheidend ist doch das Wecken der Vorstellungskraft, die Stimmungen und Bilder auslöst. Und darum geht es.
„Mary & der Vulkan – Eine meteorologische Phantasmagorie“ | bis 14.8. | KIT in Düsseldorf | 0211 892 07 69
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Heldinnen der Arbeit
Ausstellungseröffnung „FrauenArbeitswelten im Mittleren Ruhrgebiet“ in der boesner GmbH
Kunst ohne Schlagstock
Ausstellung in Bochums ehemaligem Polizeiareal – Kunstwandel 07/13
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24