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GillianWearing, Still aus: SixtyMinuteSilence (1996)
Foto: (C) the artist and Maureen PaleyGallery London

Wahre Stille ist nirgends

30. August 2012

Sounds like Silence im HMKV im Dortmunder U - Ruhrkunst 09/12

Hell ist es in den Räumen des Hartware MedienKunstVereins (HMKV) nicht und auch nicht richtig still. Die lila Wände atmen zwar überall die Stille von John Cages 4’ 33’’ (vier Minuten, 33 Sekunden), doch irgendwo laufen irgendwie gerade die Verkehrsnachrichten von WDR2. Sie kommen aus einem der 12 Radios der „Imaginary Landscape No. 4 (March No. 2) Installation von 1951, die neben dem Dutzend Empfangsgeräten noch 24 Spieler und einen Dirigenten benötigt. Diese Partitur, bei der je zwei Ausführende ein Radio bedienen, basiert als eine der ersten auf dem I Ging und erstmalig ist die Zeit in Längenmaßen angegeben.

Die Ausstellung „Sounds like Silence“ hat einen doppeldeutigen Titel. Einerseits klingt die Stille selbst. Cage: „there is no such thing as silence“ (so etwas wie Stille gibt es nicht). Andererseits brauchen Klänge die Stille, wie es auch keine Anwesenheit ohne Abwesenheit gibt. Mit 4’ 33’’ bezieht sich Cage 1952 auf ein Werk der bildenden Kunst, die "White Paintings" von Robert Rauschenberg. Es hängt im Dortmunder U (3. Etage) gleich neben dem „Radioraum“. 2012 jähren sich der 100. Geburtstag von John Cage und der 60. Jahrestag der Uraufführung seines „Stillen Stücks“ mit dem Titel 4’ 33’’ (vier Minuten, 33 Sekunden) am 29. August 1952. Die Komposition in drei Sätzen ohne intentionale Sounds ist heute das prominenteste Stück von Cage, wird oft aufgeführt, selbst eine Versionen von Helge Schneider und Harald Schmidt (vierhändig am Flügel) hat es gegeben. Im Dezember 2010 gelang es in London 40 Musikern unter dem Namen Cage Against the Machine sogar John Cage damit auf Platz 21 der englischen Hitparade zu platzieren.

Aber auch in der zeitgenössischen Kunst ist Cages Arbeit über Stille aktuell. Für Jens Brands „Stille – Landschaft“ – Videoinstallation, mit der unglaublichen Laufzeit von 284 Minuten steht in Dortmund ein eigener schallisolierter und resonanzarmer Raum. Im Video ist ein 360 Grad Handkamera-Schwenk durch die Makgadigadi Pans, eine Salzwüste in Botswana. Da gibt es außer Salzwüsteneinöde nichts zu sehen, geschweige denn zu hören. Allein der Abspann (ohne Ton) nimmt die Hälfte der Zeit in Anspruch. Wer dann auf dem Hocker in der Kabine sitzt kann den Unterschied zwischen aufgenommener Stille und Tonlosigkeit erfahren.

Sounds like Silence | HMKV, Dortmunder U (3. und 6. Etage) | Bis 6.1. 2013 Infos: 0231 – 4 96 64 20

PETER ORTMANN

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