Dortmund und Jugendstil? Von Zeche Zollern mal abgesehen, eine etwas schräge Kombination, sollte man meinen. Die Einschätzung wird sich ändern. Denn das Museum für Kunst und Kulturgeschichte förderte zum 135-jährigen Bestehen erstmals einen echten Schatz in voller Pracht zutage: die exquisite hauseigne Jugendstilsammlung. Was um 1900 herum als gutes, topmodernes Design galt, will, nein, wird Ausstellungsbesucher verzücken: 900 Exponate auf 1000 qm, rund 80% aus eigenem Bestand. Alle großen Namen sind vertreten – von Tiffany über Gallé, Olbrich, Behrens, van de Velde bis Riemerschmid. Komplette Zimmer gelangten als Nachlass ins Museumsdepot, das selbst für die Kuratoren noch Überraschungen bereithielt, wie z.B. Frank Lloyd Wrights Holztisch zum Betrachten japanischer Drucke, der sich, schmal zusammengeklappt, jahrzehntelang in einer Nische verbarg.
Die Ausstellung beginnt wie die Geschichte der MKK-Jugendstilsammlung: mit Vasen und Ziertellern, die Gründungsdirektor Albert Baum 1900 auf der legendären Pariser Weltausstellung für sein Museum erwarb. Ein eleganter Auftakt zu einem Themenparcours, der im Vertrauen auf die Qualität der Exponate den Fokus ganz auf das Einzelstück lenkt: die graziöse Porzellantänzerin, zarte Blütengläser in der meterlangen Leuchtvitrine, Olbrichs zierliche Chaiselongue aus Aenne Glückerts Damensalon, feine Stoffe und Fliesen mit floralem Dekor und Fotos von Dortmunder Stuckfassaden. Tatsächlich bietet sich dem geschärften Blick noch viel Jugendstil im Stadtgebiet. Das Museum hat sich zur Stadt hin geöffnet und lädt zu Entdeckungstouren zu Fuß, mit Rad oder Bus.
Rausch der Schönheit – Die Kunst des Jugendstils | bis 23.6. | Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund | 0231 502 55 22 | mkk.dortmund.de
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