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Tastentelefon Deutsche Bundespost von Käo Krämer
Foto: Presse

Zukunft im ergonomischen Griff

28. Januar 2016

Tõnis Käo im Red Dot Design Museum Essen – RuhrKunst 02/16

Schon ganz lange Zeit scheint das Ruhrgebiet für Designer ein gutes Pflaster zu sein. Der Este Tõnis Käo, der heute in München lebt, hat hier in den 1960ern an der Essener Folkwangschule studiert, war lange Chef des Designstudio der Siemens AG und von 1992 bis 2005 Professor für Industrial Design an der Bergischen Universität Wuppertal, wo er das Lehrkonzept „Design in der Forschung“ entwickelte. Auch das wiederum scheint in einer langen Tradition von bergischen Avantgarde-Produkten aus Kunst, Gestaltung und Herstellung zu stehen. Das Red Dot Design Museum auf dem Welterbe Zollverein zeigt jetzt die vom Estonian Museum of Applied Art and Design in Tallinn kuratierte Ausstellung über das Lebenswerk des experimentellen Systemdesign-Pioniers.

Voll ist die Schau an diesem ersten Sonntagvormittag nach der Eröffnung. Ich sehe Schweißperlen auf der Stirn der Erwachsenen. Ihre Kinder probieren sich an den Preset-Songs des Yamaha Klavinova. Andere suchen sich schon mal das passende Mountainbike aus. Glücklicherweise ist Weihnachten vorbei. Aber zu sehen gibt es zwischen den rostigen Rohren des einstigen Kesselhauses der Zeche übermächtig viel. Käo hat nicht nur Designgeschichte geschrieben, er muss unzählige Dinge auf unzähligen Gebieten in Angriff genommen haben. Einiges erkennt der Besucher wieder, wie sein 1970 für die Post zusammen mit Herbert Krämer entworfenes erstes Tastentelefon. Dazu gehört noch die schicke dreieckige Telefonzelle von 1972 (wo sind die bloß alle geblieben) und auch das erste Mobiltelefon für Siemens. Das C2 Portable kam 1988 auf den Markt und ist längst ein – natürlich nur noch optischer – Klassiker. In der Hand haben viele heute eher noch die leuchtenden Lenser- Produkte (MR3 etc.). Eine Etage höher geht es noch den Eingeweiden der Wohnungen an die Form. Eine ganze Batterie an Kühlschränken, Küchengeräten, bis hin zu Staubsaugern und Parkett-Holzböden und Polsterbezugsstoffen. Mein geübter Blick bleibt am Ende natürlich am Tiwal 3.2. hängen. Das ist eine schnittige aufblasbare Segeljolle, die trotz Auslegerrohren in zwei Taschen passt. Wenn es die doch bloß eher gegeben hätte.

Tõnis Käo | bis 3.4. | Red Dot Design Museum Essen | 0201 301 04 60

PETER ORTMANN

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