Ein besonderer Schwerpunkt des Kunstmuseums Gelsenkirchen ist – neben der Kinetik – die Konstruktive Kunst. Zudem unternimmt das Kunstmuseum in seinem Programm regelmäßig Abstecher in die farbbezogene gegenständliche und ungegenständliche Kunst. Auf die aktuelle Ausstellung von Frieder Kühner und Horst Kuhnert trifft nun der Titel „Konzept Konstruktiv“ zu. Darüber hinaus, beide Künstler leben in Stuttgart, wo auch Anton Stankowski, der in der Gelsenkirchener Sammlung exponiert vertreten ist, tätig war. Und beide beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Raum und Fläche – wobei Kühner ursprünglich aus der Malerei und einem graphischen Umgang mit Farbe kommt und Kuhnert wiederum eigentlich bildhauerisch tätig ist und nun das Räumliche in die Fläche übersetzt. Bekannt wurde der 1939 geborene Kuhnert zunächst mit Polyester-Plastiken, die im Raum eine Fortsetzbarkeit zwischen Statik und Vitalität thematisieren. Neben neueren linearen Holzskulpturen sind in Gelsenkirchen Malereien ausgestellt, welche bandartige Konstruktionen in den Flächenraum legen. Sie wirken wie Gerüste, gesehen im Gegenlicht. Innerhalb der Verläufe wechselt die Farbigkeit vor einem monochromen Grund, die Gelenkstellen der Bänder betonen das Klappen in die Tiefe. Dabei beeindruckt die Sinnlichkeit des Farbvortrages. „Die Farben geben dem Bildraum eine abstrakt-surreale Weite bzw. Tiefe“, schreibt Kuhnert zu dieser Ausstellung.
Bei Frieder Kühner (geb. 1951) nun ist der Raumbezug bei seinen Farbwegen am deutlichsten, die er im Erdgeschoss der Alten Villa mit Klebeband auf dem Boden realisiert hat. Aber bleibt es nicht auch da bei der Auseinandersetzung mit der Fläche? Die Qualität der Kunst von Kühner liegt im nuancierenden Umgang mit Oberflächen, wie er sie in seiner Malerei unterschiedlich behandelt hat. Textur und rasterartige Struktur werden zu Gestaltungsmerkmalen mit analytischen Qualitäten, im Ausloten der Wahrnehmung. Das ist engagiert und interessant, aber der wirklich relevante Beitrag in diesem Doppel stammt von Horst Kuhnert.
„Konzept Konstruktiv – Frieder Kühner und Horst Kuhnert“ I bis 1. September I Kunstmuseum Gelsenkirchen I www.kunstmuseum-gelsenkirchen.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Konkret gemalt
„Colours and Lines in Motion“ in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 11/23
Rot im Silberspiegel
Rita Rohlfing im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 02/22
Umdefiniert
Objet trouvé in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 05/20
Hohelied auf Schnee und Frieden
„Weiß, weißer, RAL 9010“ im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 08/18
Erschossen in der Alten Villa
Die Klasse von Aernout Mik in Gelsenkirchen – RuhrKunst 03/16
Stehen, Lehnen, Liegen
Michael Kortländer im Kunstverein Gelsenkirchen – kunst & gut 09/15
Fläche und Raum
Allsop und Mosley in Gelsenkirchen – RuhrKunst 05/15
Hauch Unendlichkeit
R.-G. Dienst im Kunstmuseum Gelsenkirchen - Ruhrkunst 06/12
Raumgewinn durch Bewegung
Eine Werkübersicht zu Günter Tollmann in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 01/12
Das Programm der Bildhauer
Ausstellungen in Gelsenkirchen und in Duisburg und im Museum Glaskasten in Marl - RuhrKunst 04/11
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24