Rolf-Gunter Dienst konzentriert sich in seiner Malerei auf die Konstituenten des Mediums: auf die Fläche, die Linie und eben die Farbe. Maß aller Dinge ist bei ihm der Horizont als waagerechter, monochromer Streifen, der trennt, die Fläche strukturiert und die Wahrnehmung der benachbarten Streifen beeinflusst. Seit langem schon folgen in der Malerei von Dienst Streifen aufeinander, welche sich von Bildrand zu Bildrand erstrecken und um die Kanten ziehen. Teils hat Dienst Systematiken entwickelt, nach denen eine Abfolge sich wiederholt. Teils auch handelt es sich um einige wenige breite Bänder. Mitunter (wie in der „Piccolo“-Serie im Dachgeschoss der Alten Villa) treffen die Streifen inmitten des Formates auf eine monochrom anmutende Fläche. Die Horizontale verweist aber auch auf unser Lesen von links nach rechts im zeitlichen Ablauf. Aus der Nähe erkennt man dann skriptural wirkende Schleifen, die linear dicht nebeneinanderstehen und die homogen wirkenden Streifen in Schwingungen versetzen und eine farbliche Nuancierung und räumliche Schichtung bewirken.
Rolf-Gunter Dienst, der im November seinen 70. Geburtstag feiert, ist ein Künstler der Analyse. Er war Redakteur der Zeitschrift „Das Kunstwerk“ und der Frankfurter Allgemeine Zeitung, und er hat in den 1960er Jahren die Künstlergruppe „SYN“ mitgegründet, die das Zusammenwirken gegensätzlicher Prinzipien propagiert hat. Sein Beitrag dazu war das „gestrickte“ Kürzel als malerischer Vorgang zwischen meditativem Ritual und farblichem Ausloten. Dazu hat Dienst verschiedene Ideen zwischen verhaltenem Raster und bewegter Störung umgesetzt und die Fläche geteilt, wobei er zunehmend großzügiger verfährt. Er schafft gediegene, enorm präzise und komplexe Malereien, die Ruhe ausstrahlen und an ein ganzheitliches Erleben appellieren. Die Erfahrung und Entschleunigung von Zeit, als Kontinuum erlebter alltäglicher Momente, wird als Handlung ohne Anfang und Ende geschildert – genau das ist der Kern aller Malerei und Zeichnung von Rolf-Gunter Dienst.
„Rolf-Gunter Dienst“ I bis 17.6. I Kunstmuseum Gelsenkirchen I www.kunstmuseum-gelsenkirchen.de
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