Am besten kommt man an einem sonnigen Tag und nähert sich dem Museum von der Hinterseite. Dort, auf dem Besucherparkplatz, fällt der Blick linkerhand auf eine rot, violett und orange verkleidete Fensterfront. Eines der Fenster schimmert mal grünlich, mal pink und bezaubert beim Hineinschauen mit changierenden Spiegelbildeffekten, während der Boden im Innenraum durch die hineinscheinende Sonne funkelt. Viel mehr ist nicht zu erkennen, also rein ins Museum: Rita Rohlfings Rauminstallation überfärbt jede noch so trübe Winterstimmung.
Vorhandene Architektur mit buntem Licht umzudefinieren ist ein zentrales Thema der Kölner Künstlerin. Einige ihrer Wandkästen „Color Space Objects“ aus milchigem Acrylglas mit zarten Farbschlieren im Inneren stimmen bereits im Vorraum ein auf die sich im Hauptraum subtil entfaltende Inszenierung aus gespiegeltem Licht.
Auf den ersten Blick wirkt der Kunstraum recht unspektakulär und nahezu leer. Beide Fensterfronten sind mit transparenter Farbfolie beklebt, der Boden mit schillernden Alufolienbahnen, während gerade einmal drei Fotografien und eine rote Folienbahn vor den Wänden hängen. Fast wähnt man sich noch mitten im Aufbau. Und auf der robusten, trittfesten silbrigen Auslegware (Material für Isolierungen) hat irgendwer wohl ein paar locker gefaltete Reststücke vergessen …
Das ist natürlich nicht der Fall. Was da so achtlos und beiläufig wirkt, hat die Künstlerin sehr präzise arrangiert, um eine verblüffende Illusion zu erzeugen: Die gefalteten Häuflein spiegeln sich in zwei Fenstern und scheinen vor der dahinter schemenhaft sichtbaren Außenwelt mit parkenden Autos, Passanten und kahlen Bäumen zu schweben. Der Innenraum wird visuell nach außen erweitert, die Grenzen verschwimmen. Überhaupt verändert jeder Schritt über den „Silberteppich“ die Raumwahrnehmung. In der Gitterstruktur der Alufolie bricht sich das rot-violett gefärbte Tageslicht, glitzernde Lichtbahnen wandern über den wie bewegten Grund. Die Fotografien an der Wand zeigen als Motive genau diese in Silberfolie gespiegelten Farbbrechungen und werden wiederum selbst als Spiegelbilder auf dem Boden sichtbar. Das ist konkrete Kunst vom Feinsten. Mit dezentem, doch wohlkalkuliertem Eingriff erzeugt Rita Rohlfing große Farbraumgefühle.
Rita Rohlfing: FROM RED TO VIOLET – Rauminstallation | bis 27.3. | Kunstmuseum Gelsenkirchen | 0209 169 43 61
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