Das Werk von Mario Nigro ist hierzulande nicht ganz unbekannt. Seine Malerei wurde etwa in den Museen in Ludwigshafen und Bottrop vorgestellt, an Instituten also, die sich auf die geometrische Abstraktion und serielle Formulierungen spezialisiert haben. Im Gegensatz zu anderen Künstlern aus Italien kommt Nigro weniger von der Farbe oder der Naturbeobachtung, sondern von der reinen Struktur und ihrer theoretischen Reflexion her. Mario Nigro (1917-1992) hat Chemie studiert, an einem Institut für Mineralogie gearbeitet und war als Apotheker tätig, während er bereits malte, angeregt noch vom Suprematismus und der Konkreten Kunst. 1958 übersiedelte er nach Mailand, wo er sich der Künstlergruppe „Movimento Arte Concreta“ anschloss.
In seiner Malerei beginnt Nigro mit Rastern und deren Verschiebung; die Binnenformen stoßen abrupt aufeinander und evozieren kippende Räumlichkeit. Zugleich gerät das Bildfeld ins Schwanken, so wie in den immer feineren Liniensystemen die Farben zu vibrieren beginnen. Tatsächlich lässt er in einer Werkgruppe die Linien im Kreis zirkulieren. Ab 1975 arbeitet er mit dem Goldenen Schnitt, er konzentriert sich nun auf einzelne Linien, die durch die monochrome Fläche fahren; der Zyklus „Terremoto“ (Erdbeben, 1982) zeigt, dass Landschaftliches hier nun eine Rolle spielt. Damit taucht fortan auch der freie Pinselstrich auf, doch selbst da hat Mario Nigro das Bild in Reihen organisiert. Das alles ist deshalb so interessant, weil Nigro bei allem immer ein Gespür für die sinnliche Erfahrbarkeit behält – das kommt nun auch in der Bildauswahl in Bochum „rüber“.
Mario Nigro. Dallo „Spazio totale“ alle „Strutture“ – Retrospektive 1948-1992 | bis 12.5. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
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