Es gibt nicht viele Fotografen, die mit ihren Portraits so nachhaltig die öffentliche Wahrnehmung bestimmter Persönlichkeiten geprägt haben wie Anton Corbijn. Corbijn fotografiert Berühmtheiten der Musikszene, überhaupt aus dem Kulturbereich und ist mittlerweile selbst eine Berühmtheit. Hinzu kommen Musik-Videos und zwei Spielfilme als Regisseur. Auch davon gibt es nun etwas in der umfassenden Ausstellung im Kunstmuseum Bochum zu sehen: als Folge von Filmstills parallel auf zwei Monitoren, zwei für jeden Film.
Anton Corbijn überlässt nichts dem Zufall, nicht bei der Präsentation in Bochum und erst recht nicht in seinen Werken. Seine fast lebensgroß abgezogenen Fotografien tragen etwas Kompromissloses. Corbijn fotografiert in Schwarz-Weiß, mit hohen Schwarzanteilen im quadratischen Format, wobei der Portraitierte sich im Zentrum findet und ihm sozusagen keine Rückzugs-Möglichkeit bleibt. Die Aufnahmen sind selbst in der Verweigerung genau und zugleich humorvoll, etwa wenn Jeff Koons mit einem Luftballon-Comic-Kopf sein Haupt verdeckt oder Patti Smith ihrerseits eine Kamera vor dem Gesicht hält. Corbijn beobachtet Gesten und Körperhaltungen, über die Jahre sind mehrere ausschließliche Brustbilder entstanden, so mit dem schmächtigen Tricky und dem mächtigen Ai Weiwei, der aber doch entrückt wirkt. Und da sind die Camouflagen, etwa wenn er Mick Jagger verkleidet als tuntenhafte Lady oder Paul McCartney just zu dem Zeitpunkt fotografiert, als er einen Schnurrbart trägt.
Eine Sternstunde des Theatralischen erleben wir, wenn Al Gore einen Ast auf der Nasenspitze balanciert und Lucian Freud mit drei Pinseln und der geballten Rechten als ewiger Rebell auftritt. Die wunderbare PJ Harvey wiederum steht schutzlos, aber mit genau kontrollierter Pose vor einem Waldweg, den Blick selbstbewusst in die Kamera gerichtet. Alles trägt noch etwas Spontanes, und doch vermittelt Anton Corbijn sogar den Ton der Kunst des Portraitierten. Er hält sein Gegenüber im konzentrierten Dialog fest – und schafft daraus Bilder.
„Anton Corbijn – Inwards and Onwards“ I bis 28.7.I Kunstmuseum Bochum I www.kunstmuseumbochum.de
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