Der erste Blick fällt auf eine ungestüme Großradierung von Barbara Grosse (Linien im Raum, 2010), daneben sprudelt unter Flutlicht eine Brunnenskulptur auf ihrem Sockel (Gabriele Schmitz Reum, 2011), danach kommen Arbeiten des renommierten Bochumer Bildhauers Friedrich Gräsel (Jg. 1929) aus den 1980ern.
Alle drei Jahre findet die große Übersichtsausstellung „bochumerkünstler“im Kunstmuseum der Ruhrmetropole statt, eine Kooperation mit dem Bochumer-Künstlerbund, deren Tradition bis in die Anfänge des Museums am Stadtpark zurückreicht. 80 Arbeiten von 51 Künstlerinnen und Künstlern werden 2012 ausgestellt. Viel Grafik, viel Malerei, aber auch raumgreifende Installationen. Eine davon ist Chain Code, eine Arbeit von Monika Ortmann, die kurz vor Ausstellungsbeginn fertig wurde: Die riesige Perlenschnur-Installation aus Papierfäden-Knäueln weist den Weg in den ganz großen Saal des Musentempels – hier durfte der Künstlerbund in den letzten Jahrzehnten nicht immer ausstellen. Aber gelohnt hat es sich, sehr abwechslungsreich und visuell positiv verwirrend ist die Schau des künstlerischen Potentials der Stadt geworden. Mitten drin steht eine Sänfte der Holländerin Dini Thomsen von 2010, die von der Sehnsucht erzählt, getragen zu werden, etwas weiter hat Irmgard Potthoff ein Uhrengehäuse mit Todesanzeigen gefüllt, Lebenszeiten (2011) heißt das Objekt mit Podest.
Natürlich ist bei so einer Menge Kunst von so einer Menge Künstlern auch der übliche Querschnitt durch die verschiedenen traditionellen Techniken vorhanden, auch Fotoserien und Video, sehenswert der Loop „Punks“ (2011) von Martin Brand, der inzwischen als freischaffender Künstler in Köln lebt und arbeitet. Inzwischen hat der Besucher auch die letzte Ecke des Raumes erreicht, der Blick wandert zurück in die Weite der Halle, nimmt jetzt auch komprimiert die Malerei an den Wänden und die bekannten Sujets wahr. Helmut Meschonat zeigt eine seiner verzwickten Vierkant-Strukturen im Perspektivchaos (Bild 2/10 von 2010), auch Zarko Radics bunt-abstrakte Arbeit „Ikarus“ (2010) leuchtet in der Ferne. Beinahe übersehen hätte ich das augenzwinkernde Werk von Präparator Günter Filla. Er hängte für „Im Fluge vergangen“ (2010) 12mal Geflügel aus Gips an die Wand. Lecker.
„bochumer künstler 2012“ I Kunstmuseum Bochum I bis 5.5. I 0234 910 42 30
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