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ThyssenKrupp-Vostandsschef Guido Kerkhoff
Foto: thyssenkrupp AG

Es lebe der Kapitalismus

29. Mai 2019

Wie ThyssenKrupp Arbeitsplätze zum Vergnügen seiner Aktionäre opfert – Nachgefragt 06/19

Der Aktionär hat immer recht, die Belegschaft allzu oft das Nachsehen. So könnte man beim Blick auf die Entwicklungen bei ThyssenKrupp meinen. Der Aktie des Essener Industrie- und Stahlkonzerns wird von diversen Analysten aktuell „riesiges Potenzial“ zugeschrieben. Nachdem das Unternehmen nun eine Kehrtwende, ja eine Rolle rückwärts eingeleitet hat, schnellt das Wertpapier wieder in die Höhe. So ist das geplante Stahl-Joint-Venture mit Tata ad acta gelegt – man erwarte keine Genehmigung durch die Europäische Kommission. Zudem ist die Teilung des Konzerns abgesagt, er bleibt als Ganzes erhalten. Lediglich das Aufzugsgeschäft soll an die Börse, um die Kapitalbasis substanziell zu stärken. Viel mehr noch steht im Hause ThyssenKrupp eine sogenannte „strategische Neuausrichtung“ bevor – oder, um es aus Arbeitnehmersicht zu beschrieben: der Konzern will in Deutschland tausende Arbeitsplätze streichen.

Guido Kerkhoff, Vorstandschef des Konzerns, beabsichtigt ein „grundlegend neues ThyssenKrupp“ aufzubauen. „Ein ThyssenKrupp, in dem die Geschäfte die unternehmerische Freiheit bekommen, die sie benötigen, um erfolgreich zu sein. Ein ThyssenKrupp, in dem es klare Verantwortlichkeiten gibt, mit einer schlanken Organisation und Geschäften, die sich in erster Linie damit beschäftigen, ihre Performance zu entwickeln. Und wir bauen ein ThyssenKrupp, das auf einer deutlich besseren finanziellen Basis steht. Genau das wollten wir mit der Teilung des Konzerns auch erreichen. Dieser Weg ist nun nicht mehr möglich, deshalb dieser Neuanfang“, so Kerkhoff in seinem Statement an die Belegschaft. Von „Verantwortung“ ist ferner die Rede, von „veränderten Parametern“ und einem „Paradigmenwechsel“. Man wolle eine „neue Organisation mit effizienten Strukturen“ schaffen, „Geschäftsbereiche sollen sich auf Performance konzentrieren.“ Performance, das bedeutet für Kerkhoff einen Abbau von 6.000 Stellen. Man stelle sich die Menschen in Masse auf dem Vorplatz der Krupp-Verwaltung in Essen vor, zwischen modernem kubischen Design und einer Hochhausglasfront, von der aus Kerkhoff, sein Vorstand und Aufsichtsrat aus irgendeinem höheren Stockwerk auf die Belegschaft herabblicken.

Pascal Hesse
Foto: Stefanie Lawrenz
​Pascal Hesse, investigativer Journalist für trailer, engels, choices, FOCUS und [recherche|kollektiv].
Er ist im Vorstand DJV NRW.

'Nachgefragt: Der Weg des Geldes' ist seine Kolumne

Ja selbst die gemeinnützigeAlfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, immerhin mit rund21 Prozent an der Aktiengesellschaft beteiligt, macht halbwegs gute Miene zum bösen Spiel.„Die Stiftung möchte, dass das Unternehmen in allen Geschäftsfeldern wettbewerbsfähig aufgestellt ist, mit zukunftssicheren Arbeitsplätzen und einer nachhaltigen Dividendenfähigkeit“, heißt es in einer „Ad-Hoc-Mitteilung“. Man stehe nach wie vor an der Seite des Unternehmens und seiner Mitarbeiter. Die 6.000, die abgebaut werden sollen, kann die Stiftung damit wohl nicht meinen.Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, der letzte, persönliche Inhaber der Firma Friedrich Krupp, würde wahrscheinlich im Grab rotieren, bekäme er die Entwicklungen seines ehemaligen Unternehmens mit. Nachgefragt, ob es eine Fehlerkultur bei ThyssenKrupp gibt und die auch für die Konzernspitze gelte, in wie weit Werte, Weltanschauungen und Motive der Familie Krupp heute noch eine Rolle im Unternehmen spielen, und es entscheidende Fehler gibt, die ThyssenKrupp in den vergangenen Jahren gemacht habe und die man sich selbst eingesteht, lässt sich der Konzern leider nicht zu einer schriftlichen Äußerung bewegen.

Hauptsache, die Dividende stimmt – und der Aktionär ist zufrieden.


Rückblick: Nachgehakt – Zusätzliche Einnahmen

„Kommunalpolitik ist für uns ein Ehrenamt. Finanzielle Unabhängigkeit von Parteien und Fraktionen ist uns wichtig. Wir halten es für eine Gefahr für die Demokratie, wenn kommunale Mandatsträger vom Entgelt von Parteien oder Fraktionen leben“, das politische Programm der Fraktion „Bürgerliche Mitte Essen“ (BME) im Rat der Stadt Essen liest sich ein wenig wie ein Groschenroman. Waren es doch die drei Ratsmitglieder der heutigen BME, die ihren früheren Parteien (teils mehrfach) den Rücken kehrten und samt Ratsmandat zu neuen Ufern aufbrachen. Jochen Backes, Dagmar Rode und Manfred Gunkel bilden die neue Fraktion – und zugleich den dreiköpfigen Fraktionsvorstand. Als solche kassieren sie nunmehr eine zusätzliche monatliche Aufwandsentschädigung nach Maßgabe der Gemeindeordnung NRW. Fragt sich nur, ob das der Wählerwille ist.

Pascal Hesse

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