Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Blick in die Ausstellung
Foto: Peter Ortmann

Zwischen Stock und Stein

25. August 2016

„Kristalle im Beton“ in Marl – Ruhrkunst 09/16

Etwas unscheinbar liegt da ein kleines Gebirge aus Glas auf Boden. Zwischen Skulptur-Highlights der Moderne und permanenten Mega-Installationen wie „Mit(h)ropa“ (ausgestopftes Kalb vor schwarzem Buik, 1974) von Wolf Vostell gleich nach dem Eingang. Nur grünlich still schimmert dahinter „Zwischen Gebirge“ (2009) von Isa Melsheimer. Doch das ist auch nur ein Licht-Reflex auf die laufende Ausstellung „Kristalle im Beton – Die produktive Leichtigkeit“ im Keller des Skulpturenmuseums Glaskasten Marl. Sie soll Leichtigkeit als Gefühl oder Haltung, materielle Leichtigkeit, ein Gefühl des Schwebens und eine gewisse Vorstellung von Utopie zeigen. Also hinab in die Welt aus Beton und Glas.

Sofort entdeckt man weitere kristalline Gebirge von Isa Melsheimer. Aber auch filigrane Drahtgebilde von Nikolaus Gansterer oder die von Sinustönen dünnen Drahtfäden von Julius Stahl („Quader“ (Armin Köhler gewidmet), 2014). Die Britin Katja Davar bespielt drei Räume mit Videos über Kristalle und Gesten (Bsp.: „Crystal Dance on Purpose“, 59 Min., 2016). Weiter hinten im lichtdurchfluteten Raum stehen zwei Skulpturen, die auf besondere Weise interagieren. Die hölzerne Standard-Blumensäule im Kokon filigraner Stromkabel trägt neben einem kleinen Keramiklöwen auch eine Pkw-Kopfstütze und darin ein Bildschirm-Video eines piependen Singvogels im Käfig. Das Werk ohne Titel (2016) von der jungen Künstlerin Raphaela Vogel wird so zwischen den Beton- und Steingussskulpturen der Altvorderen Edurado Paolozzi (1924-2005) und Ernst Hermanns (1914-2000) quasi zur Mitteltafel eines zeitenübergreifenden Triptychons. Und bei aller Leichtigkeit wird es doch noch richtig laut. Im Doppel-Video „Prophecy“ (4:45 Min., 2016) lässt Raphaela Vogel eine Drohne dröhnen auf ihrem Flug zur imaginierten Göttin in Nebelwänden. Gebeamt werden die Projektionen dabei von einem Mehrpersonen-Dixi-Urinal (sauber), dass den Raum tatsächlich füllt. Ich frag mich immer, wo kriegt man sowas her und hat der nackte Mann im Film „River Plate“ (16 Min., 35mm auf HD-Video, 2013) von Josef Dabernig was damit zu tun? 

„Kristalle im Beton – Die produktive Leichtigkeit“ | bis 18.9. | Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl | 02365 99 22 57

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

„Man spürt die Töne auch als Vibrationen“
Museumsdirektor Georg Elben über Camille Norments „Glass Sound Pavilion“ in Marl – Sammlung 09/23

Apfelschimmel in Beton
Aktuelle Kunst made in Marl – Ruhrkunst 01/20

Wie Schmetterlinge
Katja Davar in Marl – Ruhrkunst 08/19

Tanz um den bronzenen Bullen
Marko Lulić in Marl – Ruhrkunst 04/19

Die geschaffene Welt
„The Battle of Coal“ in Marl – Ruhrkunst 07/18

Alles ist verschmolzen
Fotografierte Skulpturen im Glaskasten Marl – Ruhrkunst 04/17

Hochhaus als Wohnhaus
Städtebauliche Entwürfe und Visionen im Kunstmuseum Mülheim – und in Bochum und Marl – kunst & gut 08/14

Das Programm der Bildhauer
Ausstellungen in Gelsenkirchen und in Duisburg und im Museum Glaskasten in Marl - RuhrKunst 04/11

RuhrKunst.

Hier erscheint die Aufforderung!