Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.809 Filmen im Forum

Zdeněk Sýkora, Linien Nr. 133,1996, Acryl/Lw, 267 x 600 cm, Privatbesitz
© Nachlass Z. Sýkora, Lenka Sýkorová

Regeln zur Malerei

24. September 2015

Zdeněk Sýkora in Hagen – RuhrKunst 10/15

Eine erstaunliche Ausstellung. Vielleicht auch, weil hier nicht mit ihr zu rechnen war und doch alles so logisch ist. Das Emil Schumacher Museum zeigt eine Retrospektive des tschechischen Malers Zdeněk Sýkora, der mit seinen abstrakten Linienbildern berühmt ist, aber lange keine große Ausstellung mehr in Deutschland hatte. Sýkora gilt als Pionier der Computerkunst, er folgt Gesetzmäßigkeiten und bezieht den Zufall ein. Sýkora hat dies in mehreren Schritten systematisch entwickelt.

Geboren 1920 in Louny/Böhmen, wo er 2011 auch starb, war er nicht nur als Maler sondern auch als Mathematiker ausgebildet. Ab Anfang der 60er Jahre hatte er Zugang zu einem der ersten Computer in der Tschechoslowakei. Er orientiert sich mit seinen bogenförmigen Linien zunächst an einem Koordinatenraster, das als Einzeichnung auf der Leinwand sichtbar bleibt, entwickelt dann aber ganz unterschiedliche Verfahren und Regeln zur Malerei. In der Ausstellung tritt der theoretische Teil gegenüber den ästhetischen Formlösungen und den wechselnden Temperierungen der Gemälde in den Hintergrund. So schlingen sichFarbbündel im dynamischen Fluss umeinander. Oder eine Spirale wechselt allmählich ihren Farbton. Oder von einem festgelegten Punkt aus schlängeln sich Linien in unterschiedlicher Dicke, Farbigkeit und Verlauf in verschiedene Richtungen.Vor allem im frühen Werk kräuseln sich die Linienstücke sparsam auf der weißen Fläche; später werden die Bilder lebhaft, breite Buntfarben überwuchern den Grund.

Und dann ist da noch was: Zdeněk Sýkora und Emil Schumacher, der Namensgeber des Museums, haben nichts miteinander zu tun. Aber sie gehören der gleichen Generation an. Und in der Gegenüberüberstellung – wie sie in Hagen pointiert stattfindet – wird Essentielles über jeden der Künstler deutlich. Sýkora ist ein expressiver Konstruktivist,Schumacher ein expressiver Tachist. Unverzichtbar für die Malerei von beiden aber ist die Linie in ihrer Dynamik und ihrer Fähigkeit, gleichzeitig zu trennen und zu verbinden und über das Bildformat hinauszureichen. So einfach und komplex ist alles.

Zdeněk Sýkora – System und Kraft der Linie“ | bis 14.2. | Emil Schumacher Museum Hagen | 02331 207 31 38

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Gladiator II

Lesen Sie dazu auch:

„Auf Fautrier muss man sich einlassen“
Direktor Rouven Lotz über „Jean Fautrier – Genie und Rebell“ im Emil Schumacher Museum Hagen – Sammlung 07/24

Der Reiz von Stahl
Daheim: Utz Brocksieper im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 05/24

Auf und mit der Oberfläche
Wilhelm Wessel im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 02/24

Regeln der Kunst
Die Sammlung des Josef Albers Museum Quadrat Bottrop zu Gast in Hagen – kunst & gut 01/22

Spiel der Farben
Fritz Winter im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 12/20

Farbe in Bewegung
Eindrucksvoll: K. R. H. Sonderborg im Emil Schumacher Museum Hagen – kunst & gut 01/20

Stille Avantgarde
Heinrich Brocksieper in Hagen – Ruhrkunst 06/19

Unruhe, gebändigt
Gerhard Hoehme in Hagen – Ruhrkunst 12/18

Im Aufbruch
Peter Brüning in Hagen – Ruhrkunst 01/18

Keine alte Geschichte
Der Gilgamesch-Epos in Hagen – Ruhrkunst 02/17

Geister aus der Farbe
Karel Appel im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 10/16

Künstler am Montmartre
Henri de Toulouse-Lautrec in Hagen – RuhrKunst 01/15

RuhrKunst.

Hier erscheint die Aufforderung!