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Zdeněk Sýkora, Linien Nr. 133,1996, Acryl/Lw, 267 x 600 cm, Privatbesitz
© Nachlass Z. Sýkora, Lenka Sýkorová

Regeln zur Malerei

24. September 2015

Zdeněk Sýkora in Hagen – RuhrKunst 10/15

Eine erstaunliche Ausstellung. Vielleicht auch, weil hier nicht mit ihr zu rechnen war und doch alles so logisch ist. Das Emil Schumacher Museum zeigt eine Retrospektive des tschechischen Malers Zdeněk Sýkora, der mit seinen abstrakten Linienbildern berühmt ist, aber lange keine große Ausstellung mehr in Deutschland hatte. Sýkora gilt als Pionier der Computerkunst, er folgt Gesetzmäßigkeiten und bezieht den Zufall ein. Sýkora hat dies in mehreren Schritten systematisch entwickelt.

Geboren 1920 in Louny/Böhmen, wo er 2011 auch starb, war er nicht nur als Maler sondern auch als Mathematiker ausgebildet. Ab Anfang der 60er Jahre hatte er Zugang zu einem der ersten Computer in der Tschechoslowakei. Er orientiert sich mit seinen bogenförmigen Linien zunächst an einem Koordinatenraster, das als Einzeichnung auf der Leinwand sichtbar bleibt, entwickelt dann aber ganz unterschiedliche Verfahren und Regeln zur Malerei. In der Ausstellung tritt der theoretische Teil gegenüber den ästhetischen Formlösungen und den wechselnden Temperierungen der Gemälde in den Hintergrund. So schlingen sichFarbbündel im dynamischen Fluss umeinander. Oder eine Spirale wechselt allmählich ihren Farbton. Oder von einem festgelegten Punkt aus schlängeln sich Linien in unterschiedlicher Dicke, Farbigkeit und Verlauf in verschiedene Richtungen.Vor allem im frühen Werk kräuseln sich die Linienstücke sparsam auf der weißen Fläche; später werden die Bilder lebhaft, breite Buntfarben überwuchern den Grund.

Und dann ist da noch was: Zdeněk Sýkora und Emil Schumacher, der Namensgeber des Museums, haben nichts miteinander zu tun. Aber sie gehören der gleichen Generation an. Und in der Gegenüberüberstellung – wie sie in Hagen pointiert stattfindet – wird Essentielles über jeden der Künstler deutlich. Sýkora ist ein expressiver Konstruktivist,Schumacher ein expressiver Tachist. Unverzichtbar für die Malerei von beiden aber ist die Linie in ihrer Dynamik und ihrer Fähigkeit, gleichzeitig zu trennen und zu verbinden und über das Bildformat hinauszureichen. So einfach und komplex ist alles.

Zdeněk Sýkora – System und Kraft der Linie“ | bis 14.2. | Emil Schumacher Museum Hagen | 02331 207 31 38

Thomas Hirsch

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