Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Keine alte Geschichte

26. Januar 2017

Der Gilgamesch-Epos in Hagen – Ruhrkunst 02/17

Die neue Ausstellung im Emil Schumacher Museum liefert einen besonderen Blick auf den aus Hagen stammenden Künstler, und das weitgehend mit kleinformatigen druckgrafischen Blättern. Emil Schumacher (1912-1999) wird vor allem zwischen abstraktem Expressionismus und der Kunst des Informel verortet. Er ist bekannt mit materialbetonten, brodelnd schründigen Gemälden, in denen breite schwarze Linien das Bildgeschehen queren, die aber bei aller gestisch-spontanen Freiheit den Bezug zu Landschaft und Natur bewahren. Aber bis in die Nachkriegsjahre hat Schumacher gegenständlich und auf die Fläche bezogen gemalt.

Und dass er sich auch der Figur, auch im kleinen Format und in schwarzweiß, zugewandt hat, zeigt nun die Ausstellung zum mesopotamischen Gilgamesch-Epos: der ältesten Erzählung der Menschheitsgeschichte, die, überliefert in Keilschrift, unsere großen existenziellen Themen behandelt. Schumacher hat dazu 1948 und 1950 Holzschnitte geschaffen, die jetzt, flankiert von seinen Gemälden und einer Tontafel aus Ninive (7. Jh.v.Chr.), gemeinsam mit der in etwa zeitgleich entstandenen Folge von Lithographien von Willi Baumeister vorgestellt werden. Wie Schumacher ist Baumeister (1889-1955) einer der Helden der abstrakten Kunst Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Baumeister ist etabliert mit zeichenhaften vegetativen Strukturen, die aus dem Unterbewusstsein genommen scheinen. In seinen Lithographien zu Gilgamesch platziert er die Figur als Strichzeichnung im Mittelgrund, umfangen von peripheren Handlungs- und Formereignissen. Schumacher hingegen strebt nach einer Direktheit, die noch mit Plastizität einhergeht. Die Figuren sind oft fomatfüllend nach vorne gerückt, Schumacher bleibt also ganz auf das Wesentliche konzentriert. Und doch: Das Interesse an den materiellen Spuren des Holzschnitts, die Hinwendung zur dunklen, geschlossenen Fläche und die Präsenz des Gestus sowie die dramatische, hier expressiv vermittelte Thematik weisen schon deutlich auf seine künftige Malerei. Eine in vielerlei Hinsicht aussagekräftige, wichtige Ausstellung also.

„Gilgamesch“ | bis 26.2. | Emil Schumacher Museum Hagen | www.esmh.de

THOMAS HIRSCH

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

„Auf Fautrier muss man sich einlassen“
Direktor Rouven Lotz über „Jean Fautrier – Genie und Rebell“ im Emil Schumacher Museum Hagen – Sammlung 07/24

Der Reiz von Stahl
Daheim: Utz Brocksieper im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 05/24

Auf und mit der Oberfläche
Wilhelm Wessel im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 02/24

Regeln der Kunst
Die Sammlung des Josef Albers Museum Quadrat Bottrop zu Gast in Hagen – kunst & gut 01/22

Spiel der Farben
Fritz Winter im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 12/20

Farbe in Bewegung
Eindrucksvoll: K. R. H. Sonderborg im Emil Schumacher Museum Hagen – kunst & gut 01/20

Stille Avantgarde
Heinrich Brocksieper in Hagen – Ruhrkunst 06/19

Unruhe, gebändigt
Gerhard Hoehme in Hagen – Ruhrkunst 12/18

Im Aufbruch
Peter Brüning in Hagen – Ruhrkunst 01/18

Geister aus der Farbe
Karel Appel im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 10/16

Regeln zur Malerei
Zdeněk Sýkora in Hagen – RuhrKunst 10/15

Künstler am Montmartre
Henri de Toulouse-Lautrec in Hagen – RuhrKunst 01/15

RuhrKunst.

Hier erscheint die Aufforderung!